Studie: Schwer abbaubare Schadstoffe lagern sich in Alpen ab

Observatorium Sonnblick: Labor über den Wolken liefert Daten zu Wetter, Klima und Schneehöhen.
Belastung entlegener Alpenregionen mit schwer abbaubaren Schadstoffen wird seit 2005 erforscht.

Die Belastung von Alpengipfeln mit langlebigen organischen Schadstoffen wie Dioxinen oder Furanen ist ähnlich hoch wie in Ballungsräumen. Das zeigen Messergebnisse auf drei Gipfel in Österreich, Deutschland und der Schweiz, teilte das Umweltbundesamtes mit. Grund dafür ist, dass die Alpen eine Barriere für die in der Luft transportierten Schadstoffe bilden und diese sich dort anreichern.

Auch in geringen Konzentrationen schädlich

Im internationalen Forschungsprojekt MONARPOP wird unter der Leitung des Umweltbundesamtes das Vorkommen von schwer abbaubaren organischen Schadstoffen (POP, Persistent Organic Pollutants) in den Alpen untersucht. Dazu zählen Dioxine, Furane und polychlorierte Biphenyle (PCB), die vor allem bei Verbrennungsprozessen freigesetzt werden. Sie sind auch in geringen Konzentrationen schädlich, besonders langlebig und reichern sich in biologischem Material und damit in den Nahrungsketten an.

Die Experten des Umweltbundesamts haben spezielle, für den hochalpinen Raum geeignete Luft- und Niederschlagssammler entwickelt. Sie können den Eintrag von POPs durch Niederschläge, aber auch Partikel und gasförmige Schadstoffe messen, wie Studienautor Peter Weiss gegenüber der APA erklärte.

Werden über weite Strecken in der Luft transportiert

Die Messergebnisse aus den Jahren 2005 bis 2013 belegen, dass die POP über weite Strecken in der Luft transportiert werden. Da die Alpen als Barriere dienen, reichern sich die Schadstoffe dort besonders an. So wurden auf dem Sonnblick (Österreich), dem Weissfluhjoch (Schweiz) und der Zugspitze (Deutschland) ähnlich hohe Schadstoffeinträge nachgewiesen wie in Städten.

Studie: Schwer abbaubare Schadstoffe lagern sich in Alpen ab
ABD0091_20150707 - Zwei Wanderer gehen am 07.07.2015 in Garmisch-Partenkirchen (Bayern) über den Schneefernergletscher auf der Zugspitze. Sogar auf Deutschlands höchstem Berg steigen bei dem herrschenden Sommerwetter die Temperaturen auf knapp 20 Grad Celsius. Foto: Stephan Jansen/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Belastung der Luft war dagegen zehn bis 100 Mal geringer als in den Ballungsräumen. Die Schadstoffkonzentration war hier vergleichbar mit jener in anderen entlegenen Regionen, wie etwa arktischen Gebieten. Langfristig zeigte sich keine signifikante Zu-oder Abnahme in der Luftkonzentration der Schadstoffe.

Aus Nordost-Europa

Luftmassen mit signifikant höheren Schadstoffkonzentrationen stammten fast immer aus Nordost-Europa. Von dort treffen aber nur halb so oft Luftmassen auf den drei Gipfeln ein wie aus den anderen drei untersuchten Quellgebieten (Nordwest-Europa, Süd-Europa und sonstige Herkünfte).

Studie: Schwer abbaubare Schadstoffe lagern sich in Alpen ab
Insgesamt spiele damit die meteorologische Häufigkeit des Eintreffens von Luftmassen eine größere Rolle bei der Schadstoffanreicherung auf den Alpengipfeln als die festgestellten Konzentrationsunterschiede nach Herkunft, heißt es in einem nun veröffentlichten Bericht über die Messungen.

Die POPs werden aufgrund ihrer besonderen Langlebigkeit und Toxizität in der UN Stockholm Konvention geregelt. Für die Kontrolle der Wirkung dieses internationalen Übereinkommens wird auch das Projekt MONARPOP herangezogen. Die Unterschiede zwischen den gemessenen Schadstoffkonzentrationen in der Luft und in der Ablagerung zeigen laut Experten, dass die derzeit in der Konvention vorgesehenen Luftmessungen nicht ausreichen, um den tatsächlichen POP-Eintrag in die Landschaft zu ermitteln.

Zur Studie auf der Website des Umweltbundesamtes

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