Stimmung der Österreicher: Die Rückkehr der Zufriedenheit

Stimmung der Österreicher: Die Rückkehr der Zufriedenheit
IMAS-Forscher Paul Eiselsberg lotete in dem Buch „Status Österreich“ den Zustand der Gesellschaft aus.

Viel wird spekuliert über die Befindlichkeiten der Österreicher. Haben sie Zukunftsängste? Mögen sie den Fortschritt? Was wünschen sie sich? IMAS-Forscher Paul Eiselsberg weiß es. 15.000 Interviews hat er mit seinem Team geführt und die Ergebnisse im Buch „Status Österreich – Was das Land denkt, fühlt und was es will“ (Verlag edition a) veröffentlicht. Es ist sozusagen ein Psychogramm der Österreichischen Seele. Und die zeigt sich widersprüchlich.

Was wollen wir und warum?

„Fehlende Orientierung ist das Kernelement der Gesellschaft“, konstatiert Eiselsberg. Drei von fünf Österreichern – quer durch alle Altersschichten – seien sich nicht mehr sicher, was in Politik, Wirtschaft und allgemeinen Lebensfragen richtig und was falsch ist. „Der Wandel wird als zu schnell und komplex wahrgenommen.“ Die Flexibilität und Verschiedenartigkeit der Menschen habe zugenommen, gleichzeitig fehle eine Klammer, Glaubensgemeinschaften oder gemeinsame Werte würden an Bedeutung verlieren. Abstiegsängste seien charakteristisch. Und: „Alle eint die Sehnsucht nach Entschleunigung.

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Comeback des Optimismus

Die Stimmung lassen sich die Österreicher aber nicht vermiesen. So viele Österreicher (41 Prozent) wie seit 2006 nicht mehr (44 Prozent), sind mit ihrem Leben zufrieden. „Es liegt zwar eine komplexe Zukunft vor uns, aber trotzdem verbinden die Österreicher damit Hoffnung und Neugier“, sagt Eiselsberg.

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Und die Zukunft?

42 Prozent sehen in dem Begriff Zukunft Positives. Besonders optimistisch sind junge Menschen unter 35 Jahren und höher Gebildete. Aber: Immerhin 37 Prozent konnten der Zukunft weder Positives noch Negatives abgewinnen – hier überwiegt die Generation 60 Plus. 15 Prozent sind Pessimisten. Apropos Generationenunterschied: Nicht nur, dass die Jüngeren mehr Wert auf Spaß und flexible Lebensgestaltung legen, sind sie auch überzeugt davon, ihre Zukunft selbst gestalten zu können. Am deutlichsten wird der Unterschied bei der Nutzung Sozialer Medien, die sich seit 2008 versiebenfacht hat. Eiselsberg glaubt, dass die digitale Spaltung zu nimmt. Die Gesellschaft werde sich weiter Individualisieren, man werde sich mehr und mehr nur noch am Heute orientieren.

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Was uns wichtig ist

„Familie und Freunde sind Leuchttürme, mit denen man im sozialen Kreis die wichtigsten Dinge bespricht“, sagt der IMAS-Forscher. Sie gewinnen an Bedeutung. Auch der Begriff Heimat ist in Mode. Wobei die Österreicher Heimat als jenen Ort bezeichnen, an dem man sich wohl und geborgen fühlt. Auch Zeit wird geschätzt, vor allem, da sie vielen zu wenig ist: 28 Prozent hätten 2017 gerne mehr davon für Partner, Familie und (Enkel-)kinder gehabt.

Wie sehen wir die Gesellschaft

Viel wurde über eine Spaltung der Gesellschaft gemutmaßt. Eine solche sehen 48 Prozent der Befragten zumindest „einigermaßen“. Nur sechs Prozent stellten diese in Abrede. Verantwortlich dafür laut zwei Drittel der Menschen: Die Zuwanderung samt Integrationsdebatte, gefolgt vom Sozialsystem und der Schere zwischen arm und reich.

Auch die Politik kommt bei den Befragten nicht gut weg. 45 Prozent sagen, mit keiner Partei wirklich ganz einverstanden zu sein. „Den Parteien ist es in der heterogenen Gesellschaft nicht gelungen, Themen anzusprechen, die die Bürger bewegen“, meint Eiselsberg. Was die soziale Gerechtigkeit betrifft, sind die Österreicher weitgehend zufrieden. 68 Prozent glauben, dass man sich im Land noch hocharbeiten kann.

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