Einsamer Tod erst nach Monaten entdeckt

Einsamer Tod erst nach Monaten entdeckt
Frühpensionist zog sich aus Angst vor Bakterien völlig zurück. Er fehlte niemandem.

Die Nachbarn haben nichts über ihn gewusst, wir wissen auch kaum etwas“, bedauert ein Polizeibeamter. Seit er rund um Weihnachten zuletzt gesehen wurde, ging Manfred S. niemandem ab: Am Wochenende wurde er in seiner Wohnung in Kalsdorf bei Graz tot gefunden.

Der 44-Jährige ist bereits vor Monaten gestorben, seine Leiche war mumifiziert. Die Wohnung war glühend heiß: S. hatte Heizungen, Radiatoren und sogar eine Herdplatte eingeschaltet. Da der Mann Frühpensionist war, gab es auch keine Arbeitsstelle, auf der sein Fehlen bemerkt werden hätte müssen. Verwandte konnte die Polizei keine finden. Die Post holte S. oft wochenlang nicht aus dem Fach.

Er selbst wurde ebenso lange nicht gesehen und wenn, dann huschte er an den Menschen vorbei. „Er ist nur aus dem Haus gegangen, wenn es unbedingt sein musste“, erinnert sich Nachbar Gerhard Genser. „Beim Einkaufen hat er einen riesigen Vorrat besorgt, dann ist er mit 100 Packerlsuppen und dem halben Mineralwasser-Lager des Supermarkts heim.“

Notiz vom Arzt

Es sei normal gewesen, dass S. drei bis vier Monate lang seine Wohnung kaum verließ. Doch als er eine Notiz eines Arztes vom 24. Jänner an der Tür des Nachbarn entdeckte, holte Genser die Polizei: In der Küche fand man die Leiche. „Vor sieben, acht Jahren hat es schon einmal einen Vorfall gegeben, bei dem geglaubt wurde, es ist etwas passiert“, schildert Genser. „Da ist auch die Tür aufgebrochen worden, aber er ist da gesessen und hat sich gewundert, was da los ist.“

Sein Wunsch, alleine zu sein, dürfte in einer psychischen Erkrankung liegen, vermutet die Polizei: S. habe extreme Angst vor Bakterien gehabt. Jede noch so kleine Ritze und jeder Fensterspalt in der Wohnung war verklebt. Deshalb war im Stiegenhaus kein Verwesungsgestank zu bemerken.

Die Todesursache muss erst eine Obduktion klären, Fremdverschulden wird jedoch bereits ausgeschlossen.

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