Starkregen: Afritzer packen Notfallkoffer

Zwei Frauen stehen mit einem Hund und Gepäck vor einem gelben Haus.
Bach trat über Ufer, Familien flüchteten aus Angst vor neuer Katastrophe aus ihren Häusern.

Die von schweren Murenabgängen betroffene Gemeinde Afritz im Bezirk Villach-Land kommt nicht zur Ruhe. In der Nacht auf Donnerstag trat der Tronitzerbach erneut über die Ufer. Im Ortsteil Kraa brach Panik aus, zahlreiche Familien flüchteten ins Gemeindezentrum. Weil weitere Niederschläge drohen und der Schutzbau erst im November errichtet werden kann, wurde der Bevölkerung geraten, Notfallkoffer zu packen.

Es war eine kleine Gewitterzelle, die am Mittwoch um 23 Uhr Afritz traf. Ausgerechnet und wieder einmal Afritz. Zwei Stunden lang regnete es heftig, während beispielsweise im zehn Kilometer entfernten Treffen kein Tropfen niederging. "Die Bevölkerung ist hoch sensibilisiert, hat beobachtet, wie der Bach erneut Material mitführte und teilweise über die Ufer trat", schildert der Afritzer Bürgermeister Max Linder die nächtlichen Szenen.

Stiller Alarm

Obwohl von der Feuerwehr – um Panik zu vermeiden – nur stiller Alarm gegeben wurde, sprach sich die Nachricht herum wie ein Lauffeuer. Viele Familien flüchteten aus den Gebäuden. "Weil das Haus meiner Mutter noch unbewohnbar ist, lebt sie derzeit bei mir. Sie ist 75 Jahre alt und wie wir alle hier verunsichert. Als wir erfuhren, dass der Bach wieder über die Ufer tritt, haben wir es mit der Angst zu tun bekommen und sind ins Gemeindezentrum geeilt", schildert Birgit Kahlhofer aus Kraa. Zwei Stunden später gab es Entwarnung, alle kehrten in ihre Häuser zurück.

Für Freitag und Samstag sind jedoch weitere Niederschläge angesagt. Die Gemeinde arbeitet jetzt eng mit der Landesalarm- und Warnzentrale sowie der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zusammen. Zwei Stunden vor Eintreffen eines Unwetters sollten Feuerwehr, Polizei, Bundesheer und politische Vertreter in Afritz gewarnt werden.

"Wir haben der Bevölkerung inzwischen geraten, Notfallkoffer zu packen", berichtet Linder. "Meiner ist bereits fix-fertig im Auto deponiert. So haben wir Kleidung, Toilettenartikel und die Medikamente für meine Mutter sofort bei der Hand. Aufgrund des Wetterberichts müssen wir ja täglich wieder mit dem Schlimmsten rechnen. Wir leben in ständiger Angst", schildert Kahlhofer.

Warten auf den Frost

Die Bürger müssen sich allerdings noch monatelang in Geduld üben. "In Sicherheit wird die Gemeinde erst sein, wenn sich der Frost einstellt und damit Vermurungen ausgeschlossen werden können", sagt Wildbach-Experte Christof Seymann. Der Bach sei sechs bis acht Meter eingetieft, habe keine stabile Sohle; der Wasserspiegel steige beim geringsten Niederschlag sprunghaft an. "Die errichteten Schutzdämme sind nur ein Provisorium. Eine fixe Verbauung wird erst Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein", teilt Seymann mit. Nächsten Donnerstag gibt es diesbezügliche Gespräche mit dem Landwirtschaftsministerium. Dabei soll auch die Frage der Finanzierung geklärt werden.

Kommentare