Unwetterfront hinterlässt schwere Schäden: Van der Bellen saß in Zug fest
Eine Unwetterfront mit Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag über Tirol, die Steiermark, NÖ und Teile des Burgenlandes gezogen und hat unter anderem zu vereinzelten Schäden, lokalen Stromausfällen sowie Straßen- und Bahnstrecken-Sperren gesorgt. Auch der zu den Bregenzer Festspielen reisende Bundespräsident Alexander Van der Bellen war von einer Bahn-Sperre betroffen. Insgesamt kam es zu über 500 Feuerwehreinsätzen, vor allem wegen umgestürzter Bäume.
In Tirol war bereits für den Nachmittag Sturm, Hagel und Regen angekündigt. Kurz nach 15 Uhr peitschten dann orkanartige Böen durch die Landeshauptstadt. Sonnenschirme von Gastgärten flogen durch die Luft, Sirenengeheul war zu hören.
Rasch wurden auch erste Schäden gemeldet. In der Andreas-Hofer Straße in Innsbruck wurde ein Dach durch eine Sturmböe weggerissen. Die Oberleitung einer Straßenbahn wurde dadurch zerstört. Laut der Unwetterzentrale wurden in Innsbruck zwischenzeitlich Windspitzen bis zu 161 km/h erreicht.
Im Tiroler Oberland sollen Bäume auf die Autobahn gestürzt sein. Zudem dürfte es eine Reihe von Bergsportnotfällen geben. Auch der Zugverkehr nach Vorarlberg ist unterbrochen. Wie die ÖBB berichtet liegt das an Unwetterschäden auf der Strecke zwischen Landeck-Zams und Telfs-Pfaffenhofen.
Zwei Stunden Wartezeit
Auch ein prominenter Fahrgast war von der Streckensperre betroffen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen befand sich am Dienstag auf der Anreise zu den Bregenzer Festspielen. Er dürfte zwei Stunden lang im Zug mit den anderen Fahrgästen festgesessen sein.
Auch auf der Brennerstrecke konnten zwischen Steinach und dem Brenner keine Züge verkehren. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen werde eingerichtet.
In der Gemeinde Silz (Bezirk Imst) wurde aufgrund der starken Gewitter mit Sturmböen vorübergehend eine Zivilschutzwarnung ausgegeben. Grund dafür waren laut dem Bürgermeister der Gemeinde Silz herumfliegende Teile durch abgedeckte Dächer.
Die Bevölkerung war aufgerufen, die Gebäude nicht zu verlassen. Die Zivilschutzwarnung wurde am Dienstagabend schließlich wieder aufgehoben.
Zu kämpfen hatte und hat man im Bundesland auch mit flächendeckenderen Stromausfällen: Nach Informationen des landeseigenen Netzbetreiber Tinetz waren auch gegen 19.30 Uhr noch rund 10.000 Kunden ohne Strom. 288 Trafostationen in 37 Gemeinden waren betroffen. Vor allem im Ötz- und Pitztal, dem hinteren Zillertal sowie Teilen Osttirols wurden die Störtrupps auf Trab gehalten. Zu Spitzenzeiten waren 18.000 Haushalte und 400 Trafostationen in 31 Gemeinden landesweit kurzzeitig ohne Strom.
Urlauber saßen in Gondeln fest
In der Zillertal Arena standen laut ORF Tirol die Gondeln still. Insgesamt sitzen 1.400 bis 1.600 Personen am Berg festsitzen, sie würden sich alle in Sicherheit befinden, so die Verantwortlichen. 400 Leute haben das Gewitter in Gondeln miterlebt, sie wurden inzwischen ins Tal gebracht. Für jene Personen, die sich am Berg befinden, wird derzeit an einem Shuttledienst gearbeitet.
Dienstagabend machte das Land Tirol ein Update zu den weiteren Maßnahmen nach den Unwettern. Aufgrund drohender Hangrutschungen infolge der starken Gewitter bleiben sowohl die L 16 Pitztalstraße zwischen Wenns und Jerzens (Höhe Recyclinghof) als auch die B 186 Ötztalstraße im Ortsteil Astlehn (Gemeinde Längenfeld) vorsorglich in beide Richtungen gesperrt. Landesgeologen wollen vor Ort die Lage in den betroffenen Gebiete beurteilen, ob weitere Sicherungsmaßnahmen notwendig sind oder die Straßen wieder für den Verkehr freigegeben werden können. Auch die B 180 Reschenstraße zwischen Ried i.O. und Tösens (Bezirk Landeck) bleibt vorsorglich gesperrt.
Schienenersatzverkehr
Auch auf der Bahnstrecke ist im Tiroler Oberland ab Telfs-Pfaffenhofen in Richtung Imst-Pitztal mit Unterbrechungen zu rechnen. Laut aktuellen Meldungen der ÖBB wird auf der betroffenen Strecke ein Schienenersatzverkehr für den Nah- und Fernverkehr eingerichtet.
Im Bundesland Salzburg sind am Dienstagnachmittag nach einem heftigen Gewitter zwei Seilbahnen wegen umgestürzter Bäume zum Stillstand gekommen. In Wagrain (Pongau) mussten 144 Personen in einer großen Hilfsaktion aus den Gondeln befreit werden, in Uttendorf (Pinzgau) waren es 13 Fahrgäste, die in der Seilbahn der Weißsee-Gletscherbahn in den Hohen Tauern gefangen waren. Bis zum Abend waren die Feuerwehren in 27 Orten zu knapp 100 Einsätzen gerufen worden, teilte die Landeswarnzentrale am Abend mit.
Lautsprecherdurchsagen
In Wagrain war ein Baum in die Trasse der Grafenbergbahn gestürzt, weshalb es zu einem Notstopp der Seilbahn kam. Weil die Bahn nicht mehr gestartet werden konnte, mussten die Insassen der Gondeln von Mitarbeitern der Bergbahn, der Bergrettung und der Feuerwehr geborgen werden. Um die eingeschlossenen Gäste zu beruhigen, wurden sie laufend über die Lautsprecheranlagen über den aktuellen Stand informiert.
Die Bergung begann gegen 17.30 Uhr, etwa eine halbe Stunde später war auch ein Hubschrauber zur Unterstützung eingetroffen. Nach und nach wurden die eingeschlossenen Personen aus den Gondeln befreit und zur Talstation gebracht, wo sie registriert wurden. Kurz nach 20.00 Uhr hatten die zwölf Bergetrupps alle 144 Fahrgäste geborgen und ins Tal gebracht.
Kärnten und Steiermark
Am späten Nachmittag hat die Unwetterfront auch in Kärnten sowie in der Steiermark und Teilen des Burgenlandes mit teils kräftigen Schauern und Gewittern enorme Schäden angerichtet. Wie die Einsatzkräfte berichteten, wurden in zahlreichen Regionen wie beispielsweise dem Ennstal im Bezirk Liezen Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt.
Laut Energie Steiermark hatten Dienstagabend rund 2.000 Haushalte keinen Strom. Am stärksten betroffen war das Ennstal, die schon am Vortag stark betroffene Südweststeiermark sowie das Mürztal. Die Ennstalbundesstraße (B320) musste in einigen Abschnitten wegen Aufräumarbeiten gesperrt werden.
Wie das Bereichsfeuerwehrkommando Liezen mitteilte, waren zahlreiche Bäume durch Sturmböen auf die B320 gefallen. Hotsports waren Mandling, Schladming, Oberhaus, Haus, Ruperting, Gröbming und Stainach: „Alleine zwischen Schladming und Haus im Ennstal stürzten im dreispurigen Abschnitt rund zwei Dutzend ausgewachsener Bäume auf die Straße“, hieß es in einer Aussendung. Es seien dort „wie durch ein Wunder“ keine Fahrzeuge betroffen gewesen.
Baum auf Auto gestürzt
Eine Person sei allerdings nach ersten Informationen der Feuerwehr in Oberhaus verletzt worden, wo ein Baum auf ein fahrendes Auto gefallen war. In Aigen im Ennstal stürzten Bäume auf eine Gartenhütte. In Ramsau wurde das Dach eines Stallgebäudes abgedeckt. Im Bezirk Liezen standen in Summe 25 Feuerwehren mit rund 400 Mann im Einsatz.
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