Stadt Graz forciert Bahn-Unterführungen

Die Buslenkerin kam bei dem Unfall ums Leben
Ermittlungen nach tödlichem Unfall laufen. Trickbetrüger schlugen aus Unglück Kapital.

Kaum gingen die Meldungen über das tödliche Bus-Bahn-Unglück in Graz durch die Medien, sprangen auch schon Betrüger auf den Zug auf: Mehrere Senioren in Graz erhielten gleichlautende Anrufe, wonach ihre Tochter den Unfall verursachte habe  - und nun seien 60.000 Euro Kaution nötig, damit diese nicht vor Gericht müsse. Ein Paar (91 und 95) war derart geschockt, dass es auf die Forderung einging: Die 91-Jährige übergab einem Mann, der sich als Polizist ausgab, ihre Sammlung von Goldmünzen.

Unterdessen gehen die Ermittlungen weiter. Nach wie vor ist nicht klar, was zu dem Zusammenstoß einer Garnitur der Graz-Köflach-Bahnen (GKB) und einem Linienbus der Holding Graz geführt hat. Wie berichtet, kam die Buslenkerin, 34, ums Leben, als der Personenzug ihren 18-Meter-Gelenksbus auf dem Bahnübergang in der Grottenhofstraße rammte. Züge fahren dort laut GKB üblicherweise mit 70 bis 85 km/h.

Zehn Fahrgäste im Alter zwischen 19 und 60 Jahren wurden teils schwer verletzt. Von einer Frau weiß die Polizei noch gar nicht, wer sie ist: Sie hatte keine Ausweise bei sich und ist nicht ansprechbar.

Gerald Klug, Ex-Verteidigungs- und Verkehrsminister und nunmehr zuständiger Bereichsleiter der GKB, beteuert, die Ampelanlage am Bahnübergang habe einwandfrei funktioniert. Dienstag habe sie in beiden Fahrtrichtungen „Rot“ für den Individualverkehr angezeigt. Die betroffene Eisenbahnkreuzung ist eine von insgesamt 17 in Graz und eine der neun, die keine Schranken haben: Dies war laut gültigem Bescheid des Landes nicht vorgeschrieben. Alle neun unbeschrankten Kreuzungen in der Stadt gehören zum GKB-Netz.

Zeit bis 2024

Nach dem Unglück vom Dienstag werden die Rufe nach mehr Sicherheit bei Bahnkreuzungen wieder lauter. Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) geht davon aus, dass in der Grottenhofstraße ein Schranken errichtet wird: Die zuständige Verkehrsabteilung des Landes hat eine Prüfung des Überganges noch im Lauf dieses Jahres angekündigt. Theoretisch hätten die Experten bis 2024 dafür Zeit. Das Land schreibt den Bahnbetreibern vor, wie sie die Kreuzungen sichern müssen. Gerald Klug versichert, die GKB seien bereit, „partnerschaftlich mit der Stadt Graz eine sichere Gesamtlösung zu finden“. Zahlen müssen nämlich die Betreiber, aber auch die Gemeinden.

Kahr will indes mehr, als nur Schrankenanlagen zu errichten: „Ich werde den Fall zum Anlass nehmen, auch die Frage der Unterführungen neu aufzurollen.“ Es gäbe bereits Planungen für mehrere Anlagen, aber „die Projekte liegen seit 2006 auf Eis“, bedauert die Verkehrsreferentin.

Kommentare