Sprechstunde im Bürgermeister-Taxi

"Griaß di", ruft Villachs Bürgermeister Günther Albel durch das geöffnete Autofenster ins Freie und hebt die Hand, um einen Bekannten zu grüßen. Dass er durch die Stadt chauffiert wird, ist kein Novum; dass er im Fahrzeug seine Sprechstunde abhält und ihm gegenüber ein Bürger sitzt, schon. Es handelt sich um die erste Fahrt mit dem Bürgermeister-Taxi: der Stadtchef holt die Menschen zu Hause ab und bringt sie dorthin, wo der Schuh drückt.
Am Freitagmorgen um 8 Uhr startet das mobile Bürgerservice, der KURIER macht sich ein Bild von der ungewöhnlichen Sprechstunden-Aktion. "Viele Menschen haben eine Hemmschwelle und wollen nicht ins Magistrat kommen. Also komme ich zu ihnen. Das trifft den Zeitgeist, das ist Bürgernähe", sagt der 41-jährige Albel, der am 3. März dieses Jahres beim ersten Antreten und im ersten Wahlgang mit 55,46 Prozent der Wählerstimmen zum Villacher Stadtchef gekürt wurde.
Der SPÖ-Politiker fährt zu Ambros Wascher nach Villach/Magdalen, der zwei Anliegen deponieren möchte. Erst kurvt das Taxi durch Magdalen, wo Herr Wascher ein Grundstück ausfindig gemacht hat, das sich als Kinderspielplatz eignen würde. "Ein solcher fehlt in Magdalen, da musst was unternehmen", klagt der Bürger. In der lockeren Taxi-Atmosphäre hat man sich auf das "Du" geeinigt. In Albel, einem zweifachen Familienvater, findet Wascher einen Fürsprecher: "Wir werden prüfen, ob der Grund der Stadt gehört."
Weiter geht die Fahrt zur Kreuzung mehrerer Radwege. Der 64-jährige Viertelbewohner ist dort stets unterwegs und ärgert sich über die verwirrende Beschilderung. Siegfried Hohenwarter, Villachs Radwege-Koordinator, stößt zur Fahrgemeinschaft und verspricht Abhilfe. "Man hat so seine Anregungen für kleine Verbesserungen. Und vor Ort redet es sich leichter", lächelt Wascher.
Zwölf Fahrgäste
Er ist aber nur einer von zwölf Gästen, die Albel an diesem Freitag durch Villach begleitet. Es sind kleine Probleme, die die Bürger vortragen: eine Hundewiese, die ständig verschmutzt ist. Ein Bauvorhaben des Nachbarn, das verhindert werden soll. Straßen, die einer Sanierung bedürfen. Auch durch Lärm oder zu grelle Beleuchtung eines Parkplatzes fühlen sich die Bürger in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.
"Das sind Sorgen, die einem Politiker, der nur im Büro sitzt, oft gar nicht bewusst sind", weiß Albel. Insgesamt hätten sich im Vorfeld rund 30 Personen zur Taxifahrt angemeldet. Daher werde das Service zu einer fixen Einrichtung der Stadt werden.
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