Sozialer Wohnbau kämpft an mehreren Krisenfronten

Zwei Männer präsentieren ein Schild für studentisches Wohnen in Pradler Saggen vor einem Gebäude und Bergkulisse.
Die Neue Heimat Tirol baute bei höheren Investitionen 2022 weniger Wohnraum. Die Aussichten sind unerfreulich.

VonChristian WillimFür die positiven Aussichten mussten die Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol (NHT) am Montag vom Erdgeschoß eines neuen Wohnturms in Innsbruck, den der größte gemeinnützige Bauträger des Bundeslandes errichtet hat, ganz nach oben fahren. Dort konnten Hannes Gschwentner und Markus Pollo vorführen, wie jene 38 Wohnungen aussehen, in die ab dem Herbstsemester 96 Studenten einziehen werden.

Die können sich nicht nur über herrliche Ausblicke freuen, sondern auch über Mieten von 380 Euro pro Zimmer. 500 bis 600 Euro sind dafür in Innsbruck auf dem freien Markt längst üblich. Von dem sollen durch das Vorzeigeprojekt wiederum die Studenten ferngehalten werden, weil sie dort den Wohnraum für Familien verknappen und verteuern.

Keine Trendwende

Die Rückschau auf das NHT-Geschäftsjahr 2022 und der weitere Ausblick ist weniger rosig als jener aus den Studentenwohnungen. Die Bauwirtschaft steckt inzwischen zwar in der Flaute, nachdem sie in den vergangenen Jahren hochmotorig lief. „Aber die hohen Baukosten bleiben uns erhalten“, erklärte Gschwentner auf Nachfrage.

Das schlägt sich auch in der Wohnbaubilanz für 2022 nieder. In dem wurde zwar mehr in Neubauten investiert – nämlich 133,3 Millionen Euro im Vergleich zu 122,2 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Zahl der übergebenen Wohnungen fiel jedoch in diesem Zeitraum von 643 auf 434 – mehr Geld also für weniger geschaffenen Wohnraum.

Und mit den Zinssteigerungen durch die EZB, die damit die Inflation in Europa bekämpfen will, kommt nun ein weiteres Problem dazu. Dadurch verteuert sich auch das von der NHT aufgenommene Fremdkapital. „Die derzeit hohen Finanzierungskosten für Bauträger und Wohnwerber sind Gift für den Markt“, sagt Gschwentner.

„Dramatisch“

„Das schlägt sich auch dramatisch auf die Mieten nieder“, stellt Pollo in Aussicht. Denn die NHT sei verpflichtet, kostendeckende Mieten zu verlangen. Bei noch nicht ausfinanzierten Wohnungen im Bestand bedeutet die Zinsentwicklung einen massiven Sprung nach oben.

In einer neuen Wohnanlage in Innsbruck hätten die Mieter etwa bis vor wenigen Jahren noch 8,23 Euro pro Quadratmeter bezahlt, nun geht es auf 13 Euro hoch. Neben den Zinsen tun gestiegenen Energie- und andere Betriebskosten das ihre dazu.

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