Vor dem noblen Bau warten bereits ihre Kollegen. Einer von ihnen manövriert das massive Müllauto durch die verwinkelten Gassen der Innenstadt. Zusammen fahren sie täglich dieselbe Strecke durch den ersten Bezirk und leeren dort rund tausend Kübel.
„Das hier ist meine liebste Route. Ich arbeite, wo andere Urlaub machen. Ich komm’ aus der Gruabn und hab’ dieses Panorama“, erzählt Andi mit Blick auf den Steffl. Mit „Gruabn“ meint der Mistkübler die Keller, die in den Altbauten der Bundeshauptstadt als Müllräume dienen.
Für die Mitarbeiter der MA 48 wird die Arbeit dadurch nicht leichter. Die schweren, unhandlichen Mülltonnen über teils rutschige Stiegen zu schleppen, ist so schwierig, wie es klingt. „Aber wir haben gutes Schuhwerk. Und Erfahrung“, sagt Andi, der den Job seit 1995 macht.
Er spielte damals noch semiprofessionell Fußball. Die frühen Arbeitszeiten ermöglichten es ihm, weiterhin am Nachmittag im Verein zu kicken. „Dafür druckt’s mi um acht scho.“ Um 21 Uhr ist er meistens im Bett.
Eine große Familie
Er ist nicht der einzige (Ex-)Kicker bei der MA 48. Dass hier Teamplayer am Werk sind, erkennt man sofort. Der Schmäh rennt, jeder packt mit an. „Wir sind eine große Familie und stolz auf unsere Arbeit“, sagt Andi, während er einem Kollegen von der Straßenreinigung zunickt.
Die Arbeitsplätze der Mistkübler sind begehrt. „Als ich angefangen habe, wartete man Jahre, bis etwas frei wurde. Ich hab’ damals als Mechaniker aufgehört und es nie bereut“, erzählt der 52-Jährige, bevor er auf den orangefarbenen Lkw springt, der zur nächsten Adresse rollt.
Dort angekommen, packt er sofort wieder eine Tonne, die diesmal sogar 240 Liter fasst. Zwei Kinder beobachten die Müllmänner in ihrem knalligen Arbeitsgewand gebannt. Junge Fans sind für sie nichts Neues. „Während Corona haben sie uns sogar Zeichnungen in die Müllräume gehängt“, erinnert sich Christian.
Natürlich gebe es aber auch jene, die die Nase rümpfen, wenn sie vorbeigehen. „Da reagieren wir aber gar nicht drauf. Ist ja ihr eigener Dreck, der da stinkt.“
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