Prämierte Brennerin aus Kärnten: „Guter Gin ist wie ein gutes Lied“

Prämierte Brennerin aus Kärnten: „Guter Gin ist wie ein gutes Lied“
Österreichs bester London Dry Gin kommt aus Kärnten. Von einer Frau, die ihre Brennerei alleine managt und Quereinsteigerin ist

Ein wenig mit der Angst hätte sie es schon zu tun bekommen, erzählt Petra Petschar während der Arbeit erreicht. „Den Kessel kann ich aber kurz alleine lassen, solange wir sprechen“, sagt sie.

Dabei wirkt die 47-Jährige alles andere als leicht zu erschrecken. Petschar betreibt die kleine Jesche-Destillerie in Winklern bei Treffen im Gegendtal. Als Quereinsteigerin aus der Wirtschaft wagte sie 2019 den Schritt, die alte Brennerei des stillgelegten Familienunternehmens Jesche zu übernehmen und die Brennkunst von Null an zu erlernen.

Seither führt die dreifache Mutter das Unternehmen als One-Woman-Show. Zu tun gibt es genug. Denn nach nur zwei Jahren im Geschäft holte Petschars heuer in England bei den World Gin Awards den Titel für den besten London Dry Gin in Österreich.

Ohne Schnickschnack

„Und da kriegt man es schon mal mit der Angst zu tun“, sagt Petschar. Seit der Auszeichnung sei die Nachfrage enorm gestiegen. „Man kann den Gin direkt bei mir kaufen und ich vertreibe ihn mit einigen Partnern. Mein Online-Shop, den ich seit Corona eingerichtet habe, macht sie voll bezahlt“, erzählt die Kärntnerin. Wer das Reich von Petschar auch ohne Abstecher in den Süden kennenlernen will, der kann dies mittels eines virtuellen Rundgangs durch die Brennerei.

Bis es so weit war, mussten einige Hürden genommen werden. Sieben Jahre stand die Brennerei vor Petschars Einstieg still. „Ich habe mir extra einen Experten aus Deutschland geholt, der in der ganzen Welt herumfliegt, um Personen auf Anlagen einzuschulen“, erinnert sich die Ausgezeichnete – die vor ihrem Start, zwei Jahre lang Brennkurse besuchte und sich fortbildete.

Der Fachmann schlug ihr zunächst vor, einen Weinbrand zu machen. „Das ging gar nicht für mich. Ich wollte produzieren, was ich selbst gerne trinke: Gin. Und zwar ohne viel Schnickschnack. Einfach natürlich.“

In Petschars Gin finden sich eigene Zitronen, Wacholder, Koriander, Rosmarin und Zitronenthymian. „Das ist wie bei einem guten Lied. Dafür braucht es auch nicht viel. Außer einer guten Stimme und einer Gitarre“, ist die Destillerie-Chefin überzeugt.

Selbst probieren würde sie ihre Produkte kaum, gearbeitet wird mit der Nase. Wobei das so eine Sache war. Petschar hatte Corona. „Und ich habe meinen Geruchssinn verloren. Da wird einem schon ganz anders. Aber alles ist wieder gut.“

Neben Gin werden in der kleinen Brennerei auch Edelbrände hergestellt und seit wenigen Tagen Rum. „Im vergangenen Jahr habe ich immerhin 17 Tonnen Obst verarbeitet. Aber kein Fallobst, sondern nur gepflücktes“, betont Petschar. Welches Ziel hat sie als Nächstes? „Ich bin wie ein Lehrling im zweiten Lehrjahr. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken.“

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