Pestizidcocktail in Wasserlacken auf Feldern

Ein Traktor sprüht Pestizide auf ein grünes Feld.
58 Pestizide wurden in insgesamt 32 Proben nachgewiesen. Auch Abbauprodukte des seit 1995 verbotenen Atrazin.

In Proben von 32 Wasserlacken auf landwirtschaftlichen Flächen, die von der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) Klosterneuburg im Auftrag von Global 2000 untersucht wurden, fanden sich insgesamt 58 Pestizide. Das gab die Umweltschutzorganisation am Dienstag bekannt.

Die Chemiker stellten Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide), Pilzbekämpfungsmittel (Fungizide) und Insektenvernichtungsmittel (Insektizide) fest - laut Global 2000 in hohen Konzentrationen, die auf eine kurz zurückliegende Anwendung hindeuten, aber auch "Altlasten" aus dem Boden. Dazu gehören Abbauprodukte von Atrazin, eines Pestizids, das aufgrund seiner chemischen Langlebigkeit schon 1995 verboten wurde, wie Global-2000-Chemiker-Helmut Burtscher in einer Aussendung erläuterte. Die Proben waren in der zweiten Maihälfte in Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland, in Wien, in der Steiermark und Kärnten genommen worden.

Gefahr für Bienen

Eine Biene sammelt Nektar auf einer gelben Sonnenblume.
Im Durchschnitt wurden den Angaben zufolge zehn Pestizide in einer Lacke gefunden. Jeder vierte "Cocktail" enthielt eine für Bienen laut Global 2000 "fatale" Kombination aus einem Pilzbekämpfungsmittel aus der Gruppe der Azolfungizide und dem nicht verbotenen Neonicotinoid Thiacloprid. Bienen verfügen über einen Mechanismus, der Thiacloprid entgiftet. Der wird laut den Angaben der Umweltschutzorganisation allerdings durch die Pilzbekämpfungsmittel aus der Gruppe der Azolfungizide blockiert. "Dass wir in acht von 32 Pfützen beide Insektizide in Kombination angetroffen haben, ist beunruhigend", meinte Burtscher.

"Honigbienen sammeln Wasser - bei entsprechender Witterung bis zu einem halben Liter pro Bienenstock und Tag, erläuterte Global." Pestizide sind je nach Dosis für Bienen sofort tödlich oder schwächen die Immunabwehr, das Orientierungsvermögen oder die Kommunikationsfähigkeit, hieß es weiter. Deshalb hat die mit der Pestizidzulassung befasste EU-Behörde EFSA zugleich mit den Neonic-Verboten auch Leitlinien vorgegeben, wie das Risiko für Bienen besser berücksichtigt werden soll und Lacken auf landwirtschaftlichen Flächen erstmals als Hauptpfade der Pestizidexposition genannt, erklärte die Umweltorganisation.

Insektizid-Hersteller kritisierten Studie

Als "unwissenschaftlich und populistisch" hat Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP), am Mittwoch eine aktuelle Studie von Global 2000 kritisiert. Die Umweltschutzorganisation hat in 32 Wasserlacken auf landwirtschaftlichen Flächen auf Pestizidrückstände untersucht und dabei Gefahr für Bienen erkannt.

So wurde in der Global-Untersuchung in acht der Pfützen eine "fatale" Kombination von Pilzbekämpfungsmitteln der Azolfungizid-Gruppe und dem nicht verbotenen Neonicotinoid Thiacloprid gefunden. Die Bienen können durch die Azolfungizide demnach das Thiacloprid nicht mehr entgiften. Honigbienen sammeln jedoch Wasser, bei entsprechender Witterung bis zu einem halben Liter für einen Bienenstock, erläuterte Global weiter.

Für die IGP stellt sich der Zusammenhang zwischen dem Wasser aus Pfützen und den Bienen jedoch nicht so dar: "Tatsächlich benötigt ein mittleres Wirtschaftsvolk an heißen und damit eher Pfützen-armen Tagen und starkem Bruttrieb nur etwa einen Viertelliter Wasser", hieß es in einer IGP-Aussendung. Auch werde das Wasser großteils zur Regulierung der Stocktemperatur verwendet, die auf rund 34,5 Grad gehalten werden müsse. "Bienen stillen ihren Durst überwiegend bei der Energiezufuhr durch Nektar, der einen sehr hohen Wassergehalt aufweist. Lediglich das Bienenbrot wird mit Wasser verdünnt." Die "gute imkerliche Praxis" sehe hingegen vor, dass am Bienenstock Bienentränken aufgestellt werden. "In diesen wird das Wasser regelmäßig gewechselt. Denn eine wassersammelnde Biene hat einen maximalen Flugradius von 150 Metern", schrieb die IGP weiter.

Mehr zum Thema:

Pestizidcocktail setzt Europas Apfelplantagen zu

Kommentare