Pendlerinitiative fordert Öffi-Tickets für Teilzeitkräfte

Eine Person mit einem Aktenkoffer geht zwischen zwei geparkten Autos hindurch.
Ein steirischer Pendler legt im Schnitt 46 Kilometer zum Arbeitsplatz zurück. Infokampagne an Bahnhöfen und Park & Ride-Plätzen.

Die steirische Pendlerinitiative hat am Dienstag an Bahnhöfen und Park & Ride-Plätzen in der Steiermark u.a. über Verbesserungen für Pendler durch die Steuerreform 2016 informiert und rund 20.000 Broschüren verteilt. Die Initiative forderte auch die Einführung spezieller Öffi-Tickets für Teilzeitbeschäftigte, wie am Dienstag auf einer Pressekonferenz am Grazer Hauptbahnhof hieß.

Pendler stellten eine beachtliche Zahl unter den steirischen Arbeitnehmern, sagte Initiativen-Obmann Franz Gosch. Von den rund 350.000 steirischen Auspendlern - rund 62 Prozent der Erwerbstätigen - fahren 146.712 Personen aus ihrer Wohngemeinde in eine andere Gemeinde innerhalb des Bezirkes zur Arbeit. "Für 203.243 Personen liegt der Arbeitsort außerhalb ihres Wohnbezirkes, wobei 49.190 Personen in ein anderes Bundesland pendeln", schilderte Gosch. "Nur rund zehn Prozent aller steirischen Erwerbstätigen arbeiten von zu Hause aus oder in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung und zählen damit als Nichtpendler", betonte Gosch. Ein steirischer Pendler legt im Schnitt 46 Kilometer zum Arbeitsplatz zurück.

"Nicht gerade ein Druckmittel zur Bildung von Fahrgemeinschaften"

Der Obmann der Pendlerinitiative forderte für Teilzeitkräfte spezielle Tickets wie etwa eine Monats- oder Jahreskarte, die nur an bestimmten Tagen gelte. Die anhaltend niedrigen Treibstoffpreise bezeichnete Gosch auf Journalistenfragen als "nicht gerade ein Druckmittel etwa zur Bildung von Fahrgemeinschaften". Er hoffe jedenfalls, dass die im Juni zu erwartende Tariferhöhung des Verkehrsverbundes zumindest unter der Inflationsrate bleibe. Zum Bereich S-Bahn sagte Gosch, hier sei zuletzt zwar vieles geschehen, aber es mangle noch an einer Verdichtung des Mikro-Öffentlichen Verkehrs, etwa an Zubringerrouten zu S-Bahn-Stationen. Die Info-Kampagne am Dienstag diente auch dazu, um den Betroffenen die Möglichkeit einer Pendlerbeihilfe durch das Land Steiermark nahezubringen: "Das wissen viele leider immer noch nicht", sagte Gosch.

18 Tage und Nächte bleiben auf der Strecke

Der steirische ÖGB-Vize-Vorsitzende Franz Haberl rechnete vor, wie viel Freizeit bei einem Pendler durch den Weg zur Arbeit auf der Strecke bleibe: Jene Menschen, die für ihren Weg zur Arbeit mehr als eine Stunde brauchen, verlören bei im Schnitt 220 Arbeitstagen (Basis acht Stunden je Tag) pro Jahr 2,5 Arbeitsmonate oder durchgehend 18 Tage und Nächte. Dazu komme noch eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Verkehrsunfalls.

Viele ungenützte Gründe bei Autobahnzufahrten

"Trotz vieler Reden und Bemühungen der zuständigen Stellen ist das Auto für viele Pendler nach wie vor notwendig, weil es entweder schlechte Anbindung des öffentlichen Verkehrs oder zum Beispiel frühe Arbeitsbeginnzeiten gibt", sagte Haberl. Benötigt würden mehr Park & Ride-Plätze, "aber bitte vor den Toren der Stadt, denn wer schon im Auto sitzt, steigt eher schwer um". Ein gutes Beispiel sei ein P&R-Platz an der Südautobahn (A2) in der oststeirischen Gemeinde Ilz. Die Asfinag habe speziell bei Autobahnzufahrten viele ungenutzte Gründe.

Laut ÖAAB-Landesgeschäftsführer Günther Ruprecht werde es durch die Steuerreform "2016 für Pendler mehr Geld geben". Es sei gelungen, Verbesserungen beim Pendlerzuschlag und beim Pendlerausgleichsbetrag zu erreichen. Die Negativsteuer für das Jahr 2015 wurde verdoppelt und ab dem Veranlagungsjahr 2016 nochmals erhöht.

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