Nockalm-Schlagerstar sang zu laut

Als Solokünstler hatte Gottfried Würcher einen Auftritt mit Folgen.
Bundesforste kündigten Vertrag mit Gemeinde Millstatt nach Konzert von Gottfried Würcher. Ab 2018 wirksam.

"Schwarzer Sand von Santa Cruz"; "Schuld sind deine himmelblauen Augen"; "Du warst der geilste Fehler meines Lebens" – Leadsänger Gottfried Würcher und sein Nockalmquintett haben es eher mit leisen Schlager- und Herz-Schmerz-Songs zu 14 Gold- und 18 Platin-Alben gebracht, denn mit Krawall-Musik. Nichtsdestotrotz sorgte Würcher am letzten Mai-Wochenende mit einem angeblich zu lauten Auftritt in Millstatt (Bezirk Spittal) für einen folgenschweren Zwist: Veranstaltungen am Promenadenstrand sind in der Gemeinde ab 2018 gestrichen.

Als hätte Millstatt nicht genug andere Sorgen: Vier Millionen Euro beträgt der Schuldenstand, das Land verlangt einen raschen Abbau, sogar die Volksschule steht zum Verkauf. Umso mehr setzt man auf den Tourismus und am Hotspot Promenadenstrand auf wöchentliche Konzerte. So wurde dort Ende Mai das 40-Jahr-Jubiläum der Musikwochen begangen. Der Samstag neigte sich dem Ende zu, als eine Kärntner Band – sie trägt ausgerechnet den Namen "Showdown" – und eben Friedl Würcher als Solokünstler auftraten und die Party lautstark bis ein Uhr nachts verlängerten.

Die Österreichischen Bundesforste (Öbf), Eigentümer der Promenade, kündigten per Einschreiben den seit 2008 laufenden Pachtvertrag mit der Gemeinde. "Es gibt seit Jahren Beanstandungen von Gästen und Einheimischen. Ich habe den Bürgermeister (Johann Schuster/SPÖ, Anm.) 2016 nach einem Konzert die Aufkündigung unseres Vertrages angedroht und gesagt, ab 23 Uhr muss soweit Ruhe herrschen, dass man bei geschlossenen Fenstern mit Ohropax schlafen kann", sagt Öbf-Regionalbetriebsleiter Günther Tragatschnig.

Im aktuellen Pachtvertrag gibt es zwar keine Lärm-Klausel – schon gar nicht solch eine skurrile – aber er ist jährlich kündbar. Tragatschnig: "Diese Kündigung wurde nun fristgerecht ausgesprochen, ab 2018 müsste die Gemeinde für jede Veranstaltung einen neuen Vertrag mit uns aushandeln."

"Bei allem Verständnis, dass es bei diesem Konzert offenbar zu laut war, aber diese Konsequenz wäre ein herber Schlag für die Tourismusgemeinde", meint Schuster. Er hoffe, dass man sich mit den Öbf noch gütlich einigen könne, immerhin sei die Strandpromenade die einzig denkbare Location.

"Freundschaftsdienst"

Würcher erfuhr vom KURIER von den Folgen seines Auftritts. "Die Sache tut mir leid. Ich wollte dem Veranstalter einen Gefallen machen, die Technik wurde natürlich nicht von mir betreut", erklärt er. Josef Pleikner, der Obmann der Musikwochen, bestätigt dies. "Würcher hat mir einen Freundschaftsdienst erwiesen. Ich verstehe die Aufregung nicht: 1200 Menschen waren begeistert", betont er. Im Übrigen sei die Veranstaltung bis ein Uhr gemeldet gewesen.

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