Nass, nasser, Frühling 2023: Viel Regen, wenig Sonne, aber wärmer

Ein Rapsfeld unter einem bewölkten Himmel, aufgenommen durch eine regennasse Scheibe.
Experten von Geosphere Austria bestätigen: Dieser Frühling war einer der 15 niederschlagsreichsten und sonnenscheinärmsten der Messgeschichte.

Ja, der heurige Frühling war verregnet, nass und trüb. Für diese Erkenntnis hätten wir keine Experten gebraucht. Laut den Meteorologen der Geosphere Austria (vormals: ZAMG) sind die vergangenen Monate aber sogar unter den 15 niederschlagsreichsten und sonnenscheinärmsten Frühlingen der Messgeschichte.

Und trotzdem liegt der Frühling 2023 in der Gesamtbilanz ungefähr im Durchschnitt der jüngeren Vergangenheit und war deutlich wärmer als ein Frühling in früheren Jahrzehnten.

Da lohnt sich doch ein genauerer Blick auf die vorhanden Daten.

Im Laufe des Frühlings 2023 ging die schon einige Monate anhaltende Trockenheit zu Ende. Eine Serie von Tiefdruckgebieten brachte im Großteil Österreichs sogar sehr große Niederschlagsmengen.

25 Prozent mehr Niederschlag

Damit liegt die Niederschlagsmenge im Frühling 2023 in der österreichweiten Auswertung 25 Prozent über dem Mittel. „Das war der nasseste Frühling seit dem Jahr 2006 und einer der 15 nassesten der Messgeschichte“, sagt Klimatologe Orlik.

Der feuchte Frühling linderte ein wenig die Schneearmut im Hochgebirge. Im Februar wurde am Sonnblick Observatorium (S, 3106 m Seehöhe) noch mit 162 Zentimeter die niedrigste maximale Schneehöhe in einem Februar gemessen.

Zwei Karten von Österreich zeigen die saisonale Niederschlagssumme im Frühling 2023 relativ zu verschiedenen Bezugszeiträumen.

Niederschlag im Frühling 2023

Abweichung des Niederschlags vom Mittel: Bild unten im Vergleich zum Mittel 1961-1990, Bild oben im Vergleich zum Mittel 1991-2020. Quelle: GeoSphere Austria.

Zwei Karten von Österreich zeigen die Sonnenscheindauer im Frühling 2023 relativ zu verschiedenen Bezugszeiträumen.

Sonnenscheindauer im Frühling 2023

Abweichung der Sonnenscheindauer: Bild unten im Vergleich zum Mittel 1961-1990, Bild oben im Vergleich zum Mittel 1991-2020. Quelle: GeoSphere Austria

Zwei Karten von Österreich zeigen die durchschnittliche Lufttemperatur im Frühling 2023 relativ zu verschiedenen Bezugszeiträumen.

Temperatur im Frühling 2023

Abweichung der Temperatur vom Mittel. Bild unten im Vergleich zum Mittel 1961-1990, Bild oben im Vergleich zum Mittel 1991-2020. Quelle: GeoSphere Austria

„Im Mai lagen dann am Sonnblick immerhin bis zu 369 Zentimeter Schnee. Das ist allerdings immer noch 90 Zentimeter weniger als in einem durchschnittlichen Mai“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria.

Trübster Frühling seit 32 Jahren

Die Zahl der Sonnenstunden lag im Frühling 2023 um 25 Prozent unter dem Durchschnitt. Es war somit der trübste Frühling seit dem Jahr 1991 und einer der 15 trübsten Frühlinge der Messgeschichte.

„Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Frühling im Zeitraum 1991 bis 2020 lag der Frühling 2023 im Tiefland Österreichs 0,1 Grad unter dem Mittel und auf den Bergen um 0,3 Grad“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria.

„Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Frühling im Zeitraum 1961 bis 1990 war der Frühling 2023 im Tiefland Österreichs um 1,3 Grad zu warm und auf den Bergen um 1,1 Grad. In der Reihe der wärmsten Frühlinge der Messgeschichte liegt 2023 im Tiefland Österreichs auf Platz 41 auf den Bergen auf Platz 37.“

Der langfristige Vergleich zeigt, dass der Frühling 2023 österreichweit eine Anomalie zum Mittel 1991-2020 von -0,1 °C aufweist. Die Abweichung zum Mittel 1961-1990 ist mit 1,3 °C jedoch deutlich im positiven Bereich.

Damit ist der Frühling 2023 der 41 wärmste seit Messbeginn im Jahr 1767. Auf den Bergen zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier war der Frühling gegenüber dem neuen Klimamittel mit einer Abweichung von -0,3 °C leicht unterdurchschnittlich und war aber um 1,1 °C (Platz 37) wärmer als das Mittel 1961-1990.

Ein Kind mit gelben Gummistiefeln springt in eine Pfütze, wodurch das Wasser hochspritzt.

Während im Westen des Landes schon zu Beginn des meteorologischen Frühlings regelmäßig Niederschlag fiel, dauerte es östlich von Salzburg und südlich des Alpenhauptkammes bis Mitte April, bis die allgemein vorherrschende Trockenheit endete.

Niederschläge mit positiven Folgen

Danach wurden die Niederschlagsdefizite aus den Vormonaten nach und nach aufgefüllt. Vor allem zwei Italientiefs (Mitte April und Mitte Mai) versorgten den von Trockenheit geplagten Südosten und Osten des Landes mit großen Niederschlagmengen, die mancherorts binnen 48 Stunden bis zu 100 mm erreichen konnten. In Verbindung mit den tiefen Temperaturen um den 14. April baute sich vielerorts oberhalb von 600 m Seehöhe (punktuell auch darunter) eine Schneedecke auf.

Über den gesamten Frühling fiel in Österreich, verglichen mit dem Klimamittel, um 25 Prozent mehr Niederschlag. Damit ist der Frühling 2023 der nasseste seit dem Jahr 2006, der insgesamt um 34 Prozent niederschlagsreicher ausfiel und gehört zu den 15 niederschlagsreichsten der Messgeschichte.

Den Hauptanteil an diesem Überschuss hatte der April, der eine Anomalie von 76 Prozent aufweist. Aber auch im Mai summierte sich im Flächenmittel um 20 Prozent mehr Niederschlag. Relativ niederschlagarm war hingegen der März, der um 12 Prozent weniger Niederschlag brachte.

Wo es am meisten geregnet hat

Besonders ungewöhnlich nass verlief der Frühling in Vorarlberg und im Tiroler Oberland sowie im äußersten Süden der Steiermark, im Nordburgenland und stellenweise im Marchfeld. Hier erreichten die Abweichungen zum Mittel 1991-2020 45 bis 75 Prozent.

Im Tiroler Unterland, Salzburg, Osttirol, Kärnten, Teilen der West- und Oststeiermark, im Mittel- und Südburgenland sowie in weiten Teilen Niederösterreich und in Wien reichten die Niederschlagsüberschüsse von 15 bis 45 Prozent. Weitgehend ausgeglichene Niederschlagbedingungen (Abw. -10 bis +15 Prozent) gab es im Frühling 2023 in der Obersteiermark, Oberösterreich, Waldviertel und entlang der niederösterreichisch-steierischen Grenze.

Auf Regen folgt die Sonne

Defizite gab es in diesem Frühjahr nur vom Schneeberg bis ins Mürztal hinein. Hier summierte sich um 10 bis 40 Prozent mehr Niederschlag.

Im Frühling 2023 war direkter Sonnenschein relativ selten zu beobachten. Im Flächenmittel schien die Sonne in Österreich rund 400 Stunden. Das entspricht einer Sonnenscheindauer, die um 25 Prozent weniger ist als das Klimamittel 1991-2020.

Damit ist der Frühling 2023 der sonnenärmste seit dem Frühling 1991 (Abw. -28 Prozent) und gehört zu den 15 sonnenärmsten der vergangenen 100 Jahren.

In allen drei Frühlingsmonaten war die Sonnenscheindauer unterdurchschnittlich. Im März gab es mit -10 Prozent nur ein leichtes Defizit, aber im April und Mai schien die Sonne, verglichen mit dem vieljährigen Mittel, um ein Drittel beziehungsweise um ein Viertel kürzer.

Die negativen Sonnenscheinabweichungen verteilen sich relativ gleichmäßig über das Bundesgebiet. Von Vorarlberg bis ins Burgenland lagen die Abweichungen zum Mittel 1991-2020 zwischen -10 und -30 Prozent . Nur vom Wilden Kaiser bis zu den Hohen Tauern war es relativ gesehen, mit Anomalien von -30 bis -42 Prozent , noch etwas trüber.

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