„Ich habe zur Landespolitik weder Ja noch Nein gesagt“

Immer, wenn Journalisten auf Siegfried Nagl treffen, haben sie als erste die eine Frage parat: Wechselt der Grazer Bürgermeister als Nachfolger Hermann Schützenhöfers in die Landespolitik? Aber Nagl bremst jede Personaldiskussion mit einer „Nachdenkphase“ bis zum Herbst: „Ich habe zur Landespolitik weder Ja noch Nein gesagt. Aber wenn, dann möchte ich etwas einbringen.“
Für Graz hat der 50-Jährige das Überlegen schon hinter sich: Cabelliner oder Gondelbahn an der Mur, um das Verkehrsproblem zu lösen; höher bauen und ausnützen der Baudichte, um das knapper werdende Angebot an Wohnungen in den Griff zu bekommen; Wasserpreise leicht anheben, um verbaute Flächen aufkaufen und in Grünraum verwandeln zu können. Sechs Cent mehr pro 10.000 Liter sollen jährlich eine Million Euro für dieses Projekt bringen.
„Wir müssen aufhören damit, nur Einfamilienhäuser zu sehen. Das wird auf Dauer nicht gehen“, glaubt Nagl und wundert sich, dass Supermärkte die potenzielle Fläche über ihren Läden nicht als Büro- oder Wohnbauten nützen. „Ich würd’ das sofort zulassen.“ 2000 Wohnungen pro Jahr würden in der Stadt benötigt. „Graz wächst, explodiert nahezu.“
Abstimmung
Bevor er sich am Samstag zum ÖVP-Obmann in Graz wiederwählen lässt, lässt Nagl am Parteitag über seine Ideen abstimmen. Neben Gondelbahn und Feinstaubmaßnahmen stehen auch ein Zukunftsinstitut der Stadt gemeinsam mit den Unis oder ein Bildungsscheck für Frauen auf der Agenda. „Wenn es keine Mehrheit gibt, dann stirbt das jeweilige Projekt.“
Seit einem Jahr regiert Nagl mit Rot und Blau in einer Arbeitspartnerschaft. KPÖ und Grüne sind da nicht im Boot. „
ÖVP, SPÖ und FPÖ in einer Regierung ist sonst österreichweit nicht vorstellbar.“
Zuvor regierte er mit den Grünen. „Das war elektrisierender, auch aufgrund der unterschiedlichen Zugänge zum Thema.“
Im Gegensatz zur gegen den Bund aufmüpfigen Steirer-VP übt sich der Grazer Parteichef moderater. „Die Menschen interessiert das überhaupt nicht, welche Probleme wir inhaltlich in der ÖVP haben.“
Michael Spindelegger sei gewählt und ein gewählter Obmann sollte unterstützt werden. „In Österreich haben wir die Mentalität, die darauf abzielt, dem Nächsten zuzurufen, was er besser machen könnte“, überlegt Nagl. „Ich würde mir aber wünschen, dass jeder dort das Beste gibt, wo er gerade ist.“
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