Tourismusregionen kämpfen gegen die Gästeflaute

BILD zu TP/OTS - Im Bild v.l.n.r.: Bgm. Ing. Franz Angerer, Mathias Herrmann (Obmann Schärding innovativ), Bettina Berndorfer (GF Tourismusverband), Kpt. Manfred Schaurecker (Vorsitzender Tourismusverband)
Die Schäden sind beseitigt, die Orte herausgeputzt – doch die Touristen bleiben aus.

Nein, wir haben kein Hochwasser mehr, auch Schlamm liegt keiner mehr.“ Gebetsmühlenartig wiederholen Marta Szeplaki und ihre Kolleginnen an den Telefonen der Kremser Tourismus-Infostelle diesen Satz. Obwohl fast alles längst blitzblank geputzt ist, langen immer noch Stornierungen bei Wachauer Beherbergungsbetrieben in NÖ ein. Zum Teil von deutschen Gästen, die daheim gerade Hochwasser erleben.

„Eine Dame aus Deutschland hat mir sogar ein Foto gemailt zum Beweis, dass das Wasser eineinhalb Meter in ihrer Wohnung steht. Da kann man keine Stornogebühr verlangen“, erzählt Florian Mistelbauer. Sein Wachauerhof in Spitz stand diese Woche leer, erst kommende Woche treffen wieder Gäste ein. „‚Wir verkaufen derzeit fünf Menüs am Tag im Restaurant, normal sind es 100. Wir verlieren fast ein Monat von der nur fünf Monate dauernden Saison. Dabei haben wir durch den Hochwasserschutz nicht einmal Schlamm im Ort“, klagt Mistelbauer.

Geschlossen

In Oberndorf im Salzburger Flachgau ist das Stille-Nacht-Museum immer noch geschlossen, ebenso das benachbarte Café. 200.000 Euro hatte Sylvia Mitterhofer vor sechs Jahren bei der Übernahme in das Lokal gesteckt; vor drei Jahren stand ihr das Hochwasser im Lokal bis zu den Oberschenkeln, diesmal reichte es fast bis zur Decke: „Ich kann und will nicht mehr. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt.“

Im Großraum Kössen in Tirol sind nur noch ein paar Appartementhäuser gesperrt. „Es gibt nichts, was den Gast beeinträchtigt“, versichert Gerd Erharter vom Tourismusverband. Trotzdem gebe es eine Stornowelle. „Einige Hotels haben dadurch Umsatzeinbußen im sechsstelligen Bereich.“

Im Magen liegt Erharter auch noch das Verhalten einiger Gäste während der Katastrophe. In einem Hotel, das vom Hochwasser nur durch einen Stromausfall beeinträchtigt war, hätten Gäste das Hotel vorzeitig verlassen. „Sie wollten Rabatte, weil die Leistungen – etwa der Saunabetrieb – nicht mehr zu hundert Prozent erfüllt werden konnten.“ Nur ein paar Hundert Meter weiter den Hang hinunter war der Ort überschwemmt. „Da stehen Leute im Wasser und kämpfen um ihre Existenz. Und andere streiten, weil es die dreizehnte Sorte Brot am Buffet nicht mehr gibt“, ist Erharter erbost.

In Schärding gehen die Touristiker mit der Kampagne „Schärding JETZT“ in die Offensive: „Wir wollen zeigen, dass Schärding blitzblank ist“, erklärt Tourismusobfrau Bettina Berndorfer. 20 Betriebe seien vom Hochwasser direkt betroffen. Noch schlimmer könnten indirekte Schäden werden, wenn Urlauber ausbleiben.

Über einen Gästeschwund können sich wenigstens die Betriebe in Melk nicht beklagen. Hunderte Touristen sind in der Stadt am Fuße des Stiftes. Doch es gibt ein Problem: die Tourismusinformationsstelle musste schließen. „Das Wasser stand bis zur Decke“, berichtet Stadtrat Peter Rath. Jetzt soll in der „Alten Post“ ein Ersatzbüro eingerichtet werden. Damit die Gäste den Weg finden, braucht es aber ein neues Leitsystem.

Die große Flut in Bildern

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