Mordversuch-Prozess in Graz: 20 Jahre Haft für 38-Jährigen

Am Freitag hat im Landesgericht Linz das Beweisverfahren begonnen
Mann wegen versuchten Mordes verurteilt. Urteil nicht rechtskräftig.

Ein 38-Jähriger ist am Montag von einem Geschworenensenat wegen Mordversuchs und versuchter schwerer Nötigung für schuldig befunden worden. Der Mann soll im Juni in der Südsteiermark bei Gralla seine Frau in einen Wald gelockt und durch 15 Messerstiche verletzt haben. Er gab an, er habe sie nie töten wollen, sondern er habe eher Angst vor ihr gehabt.

Der Iraker lebte schon länger in Deutschland, seine Ehefrau und zwei Kinder waren in der Heimat geblieben. 2015 kam die Frau nach, doch der Angeklagte hatte schon bald eine neue Gefährtin. Mit ihr bekam er auch zwei Kinder, wovon die Ehefrau nichts wissen durfte. "Da war der Eklat schon vorprogrammiert", bemerkte Richterin Michaela Lapanje. "Er hatte Angst, dass sein Doppelleben auffliegt, daher schmiedete er den Mordplan", war Staatsanwalt Marjan Wieland überzeugt. Er erzählte, dass der Beschuldigte mit der Familie im Juni nach Kroatien auf Urlaub fuhr und auf dem Rückweg im steirischen Gralla seine Frau in einen Wald lockte.

Dort soll er ihr 15 Stiche in Hals, Oberkörper und Beine versetzt haben. Als er merkte, dass sie nur leicht verletzt war "wollte er ihr den Hals umdrehen", meinte der Ankläger. Doch auch das misslang, also kehrte das Paar zum Auto zurück. Zuvor soll der Mann noch gedroht haben, wenn sie reden würde, würde er dafür sorgen, dass Freunde sie töten würden. Mehrere Personen waren in der Nähe und riefen die Rettung.

"Ich wollte sie nicht verletzen", betonte der 38-Jährige. "Warum tun Sie es dann?", fragte die Richterin. "Ich weiß nicht, wie das passiert ist, ich wollte nur meine Töchter schützen", rechtfertigte sich der Angeklagte. "Die waren im Auto, die waren nicht in Gefahr", antwortete die Richterin. "Ich habe das Messer nur gezückt, damit sie Angst bekommt und sich mir nicht nähert", lautete eine der Erklärungen des Mannes.

Über die Tat selbst waren ihm kaum Angaben zu entlocken, sosehr es die Richterin auch versuchte. "Man kann sich das nicht vorstellen, wenn man nicht dabei war", wehrte der Angeklagte die Fragen ab. "Wir sind aneinandergeraten, dann habe ich festgestellt, dass ihr Blut über meinen Körper rinnt", erzählte er. "Dass er auf seine Frau eingestochen habe, wollte er so nicht bestätigen. Auf jede konkrete Frage kamen endlose Geschichten über die Beziehung, ihre angebliche Bösartigkeit und das gute Verhältnis zu seinen Kindern. "Was haben Sie gedacht, was passiert, wenn Sie auf eine Frau 15 Mal einstechen?", fragte der beisitzende Richter. "Ich verstehe die Frage nicht", kam die Antwort."Ich habe das Messer nur gehalten, das können keine tiefen Wunden sein", beteuerte der Beschuldigte.

Im Saal befand sich zunächst auch die neue Lebensgefährtin des Irakers samt einjährigem Sohn. Das Kind weinte, doch die Frau wollte auch auf Aufforderung durch die Richterin den Saal zunächst nicht verlassen. "Das Kind ist krank", erklärte sie. "Umso mehr gehört es ins Bett und nicht in einen Verhandlungssaal", bemerkte die Vorsitzende."Ich bin 15 Stunden mit dem Zug gefahren, nur um ihn zu sehen", sagte die Frau, bevor sie den Saal verließ. Das war offenbar dem Angeklagten unangenehm, der sich dann für das Verhalten der Frau entschuldigte.

Die Geschworenen befanden, dass es sich bei der Tat um einen versuchten Mord gehandelt hatte. Dazu kam noch versuchte schwere Nötigung wegen der Aufforderung an die Ehefrau, niemandem zu sagen, was wirklich passiert sei. Der 38-Jährige wurde zu einer Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt, weder Staatsanwalt noch Verteidigung gaben eine Erklärung ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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