Moderne Technik soll alte Fälle zu lösen
Es kann ja nicht sein, dass jemand mit Arsen vergiftet wird und der Täter kommt davon!“ Der Ärger über ungeklärte Straftaten ist Kurt Linzer deutlich anzuhören: Der Chefinspektor leitet das sogenannte Cold Case Referat im Bundeskriminalamt, das alte, aber ungelöste Kriminalfälle neu untersucht.
Darunter auch sehr alte Fälle wie der Mord am Grazer Tanzschulbesitzer Heinz Kern. 1972 wurde der 33-Jährige mit Arsen vergiftet: Ein Paket mit Verhackertem wurde ihm per Post geschickt, Kern aß davon und starb. Sein Mörder wurde nie gefunden.
Auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft Graz greifen Linzer und sein Team den Mordfall Kern neu auf, bestätigt der Kriminalist einen Bericht der Kleinen Zeitung. Der nicht verderbliche Teil des Beweismaterials wurde seit den 1970er-Jahren aufbewahrt, etwa das Paket oder der Adressaufkleber. Die Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden helfen den Experten. „Alles, was 1972 noch nicht einmal angedacht worden ist, können wir jetzt umsetzen“, erläutert Linzer. „Die heutige forensische Routine wenden wir jetzt auch bei diesen Fällen an.“ Dazu gehören Hautschuppenanalysen oder Faseruntersuchungen.
Das Ergebnis wird in nationalen und internationalen Datenbanken nach DNA-Übereinstimmungen geprüft. „Im Idealfall hüpft da ein Täter heraus“, beschreibt Linzer. Gibt es keinen Treffer, geht es an die polizeiliche Detailarbeit: „Wer hat Interesse gehabt, Kern etwas anzutun? Wer hatte die Chance, an Arsen zu kommen?“, schildert Linzer. „Wir versuchen, die Handschrift des Täters herauszufinden.“
Studentin erstochen
Mehrere weitere Fälle haben die Cold Case-Experten derzeit in Bearbeitung, wie den Mord an Daniela Kammerer: Die 19-jährige Studentin wurde im Juni 2005 in einer Telefonzelle in Innsbruck mit zwei Messerstichen getötet. Offensichtliche Hinweise auf den Täter gibt es keine: Kammerer war angezogen, ihre Geldtasche und ihre Ausweise waren da.
Auch auf die Fährte von als vermisst gemeldeten Personen hängen sich die Ermittler: Der Fall einer seit 1998 abgängigen Oberösterreicherin steht derzeit ebenfalls auf Linzers Agenda.
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