Mobbingopfer klagt Republik: Schüler schildert Qualen

Ein Kruzifix steht auf einem Tisch mit Gesetzbüchern und zwei Kerzen.
16-jähriger Schüler soll psychisch gelitten haben. Vorwurf: Schule habe nicht reagiert.

Es ist das erste Zivilverfahren dieser Art in Österreich: Weil er an seiner Schule gemobbt worden sei, hat ein 16-Jähriger die Republik Österreich verklagt. Beim Auftakt des Zivilprozesses im vergangenen Oktober kam eine Einigung zwischen den Parteien nicht zustande. Heute, Mittwoch, wurde der Prozess am Landesgericht Feldkirch fortgesetzt. Es geht um eine Schadenssumme in Höhe von 21.000 Euro, eine Entscheidung war vorerst nicht zu erwarten.

Der Jugendliche soll am Bregenzer Gymnasium Gallusstraße zwei Jahre lang gemobbt worden sein und habe psychisch sehr gelitten. Vor Gericht schilderte er die von ihm erlittenen Übergriffe und Schmähungen. Er sei täglich von Mitschülern gemobbt worden, sagte er.

Der 16-Jährige erklärte, von allem Anfang an dem Terror von drei bis vier Klassenkollegen ausgesetzt gewesen zu sein. Schon als er im zweiten Semester der fünften Schulstufe in die Klasse gekommen sei, hätten Mitschüler "Wäh!" gerufen, wenn er an ihnen vorbeigelaufen sei. In der zweiten Klasse habe es sich zugetragen, dass zwei der Mobbing-Rädelsführer nach einer Busfahrt einen Freund von ihm gewürgt hätten. Weiters erzählte der Schüler etwa vom Beschuss mit in Tinte getauchten Papierkügelchen, davon, dass man auf seine Jacke gespuckt habe und er ausgelacht worden sei, wenn er im Unterricht aufzeigte. Aus Angst nahm er an der Schulskiwoche nicht teil.

Um die Situation zu entschärfen habe die Schule in der zweiten Klasse zwei Workshops mit Schulpsychologen organisiert, so der Jugendliche. Diese hätten allerdings keine nachhaltige Besserung bewirkt.

Nach der Unterstufe verließ der 16-Jährige das Gymnasium und besucht seither eine HTL. Dort gehe es ihm sehr gut, auch bezüglich der Noten, sagte der Heranwachsende aus.

Schule bestreitet Vorwurf

Am Nachmittag waren in dem Zivilprozess unter anderen der ehemalige und der aktuelle Direktor des Gymnasiums Gallusstraße geladen. Seitens der Schule wird betont, dass man sehr wohl um den Fall und das Wohl des 16-Jährigen gekümmert habe. Zu verfolgen waren die Ausführungen des Direktors aber nicht - um das Amtsgeheimnis zu wahren, fand der Prozess am Nachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Eltern des Jugendlichen waren bereits bei der ersten Tagsatzung im Oktober zu Wort gekommen. Sie gaben an, mehrfach bei der Schulleitung interveniert zu haben, geschehen sei aber wenig. Statt die Anführer des Mobbings zurechtzuweisen, habe man lediglich angeboten, den Sohn in eine andere Klasse zu versetzen.

Eine Entscheidung in dem Zivilprozess war vorerst nicht zu erwarten.

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