Militärhundeführer wegen Attacke seiner Tiere vor Gericht: Diversion

Ein Malinois-Hund mit Maulkorb blickt in die Kamera.
Steirische Pensionistin wurde von mehreren Schäferhunden schwer verletzt. Vor Gericht musste aber auch sie sich verantworten.

Ein 26-jähriger Militärhundeführer und seine Großmutter sind am Donnerstag beim Prozess im Grazer Straflandesgericht mit einer Diversion davongekommen: Die belgischen Schäferhunde des Mannes hatten im Jänner die Frau in ihrer eigenen Wohnung attackiert und schwer verletzt.

Vor Gericht gab das Opfer an, selbst schuld an der Attacke der Tiere gewesen zu sein. Ihr Enkel wurde daher wegen fahrlässiger Körperverletzung freigesprochen. Geldbußen müssen sie aber wegen Tierquälerei zahlen.

Der Grazer Militärhundeführer war im Herbst 2021 samt seiner Vierbeiner in die Zweizimmer-Wohnung seiner Großmutter gezogen. Als seine Hündin Welpen bekam, behielt er vier von ihnen. Damit wuchs das Rudel auf fünf Tiere sowie einen Diensthund. Während er letzteren immer zur Arbeit mitnahm, blieben die anderen in der Wohnung der Großmutter zurück.

Enkel glaubte, dass Oma tot ist

Im Jänner allerdings attackierten die Tiere die 71-Jährige und verletzten sie so schwer, dass ihr Enkel sogar geglaubt hat, dass sie tot sein könnte.

Mittlerweile hat sich die Seniorin gut erholt, doch sie musste sich genauso wie ihr Enkel seit Juni wegen Tierquälerei verantworten. Dem Soldat wurde auch noch die fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Bereits zum Prozessauftakt hatte er letzteres abgestritten, denn er habe die Hunde stets sicher verwahrt. Seine Oma nahm die Schuld auf sich. Beide gestanden aber die Tierquälerei:

„Es ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen. Es war ein Fehler. Die Hunde hatten bei der Oma viel zu wenig Bewegung“, gestand er am Donnerstag. Hinzu kam, dass er in den Monaten vor der Attacke sehr viele Stunden beim Heer geleistet hat.

"Ich habe mein Bestes getan"

Ein Gutachten unterstreicht die Angaben. Laut Richterin Barbara Schwarz geht daraus hervor, dass die Hunde nicht ausreichend gepflegt und bewegt wurden. Vernachlässigung führe bei Tieren zu Angst und da sei es leicht, sie aus der Reserve zu locken. Die 71-Jährige sah am Donnerstag ein: „Ich habe mein Bestes getan, aber es war zu wenig.“

Da beide die Verantwortung für die nicht artgerechte Haltung übernahmen und unbescholten sind, kamen sie statt mit einer Verurteilung mit einer Diversion davon. Der Hundeführer muss eine Geldbuße in der Höhe von 2.160 Euro sowie die Hälfte der Kosten für das Gutachten und den Prozess bezahlen. Seine Großmutter fasste 450 Euro und die andere Hälfte der Kosten aus. Beide nahmen die Diversion an.

Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Bis zur endgültigen Zahlung der Geldbuße gilt die Verhandlung als vertagt. Vom Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung wurde der 26-Jährige freigesprochen, „aber nur, weil ich Ihnen die Schuld nicht nachweisen kann“, betonte die Richterin.

"Ihre Oma hätte sterben können"

Sie fand zum Abschluss der Verhandlung mahnende Worte: „Ein Schäfer ist für die Oma schon nicht leicht, zwei sind viel, aber fünf sind ein Wahnsinn. Das, was sie da Ihrer Oma aufgebürdet haben, war zu viel. Das sind ja keine Dackel oder Chihuahuas. Ihre Oma hätte sterben können. Ich hoffe Sie haben daraus gelernt.“

Und zur Seniorin meinte sie: „Sie hätten auch jederzeit sagen können, dass es zu viel ist, auch wenn es Ihr Enkelkind ist.“ Ob der 26-Jährige seinen Job als Diensthundeführer beim Militär behalten darf, sei noch unklar. Derzeit sei ihm kein Diensthund zugeteilt, gab der 26-Jährige an.

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