Lehrer generell mit Job zufrieden, Junge häufig gestresst

Zusammenfassung
- 93 Prozent der österreichischen Lehrer sind mit ihrem Beruf zufrieden, aber ein Fünftel fühlt sich oft gestresst und neun Prozent leiden unter gesundheitlichen Folgen.
- Hauptursachen für Stress sind zu viele Verwaltungsaufgaben, Zusatzaufgaben und Disziplinprobleme im Unterricht, besonders bei jüngeren und weiblichen Lehrkräften.
- 60 Prozent der Schulleitungen berichten über zu wenig Unterstützungspersonal, insbesondere für Schüler aus sozioökonomisch benachteiligten Familien.
Österreichs Lehrerinnen und Lehrer sind in großer Mehrheit (93 Prozent) zufrieden mit ihrer Arbeit, zeigt die aktuelle OECD-Studie TALIS 2024.
Das sind zwar drei Prozentpunkte weniger als bei der Erhebung 2018, aber immer noch mehr als im Schnitt der 54 untersuchten OECD-Länder und -Regionen. Allerdings fühlt sich aktuell ein Fünftel oft gestresst, das ist ein Plus von 8 Prozentpunkten. Neun Prozent sagen, dass ihre mentale Gesundheit stark unter ihrem Job leidet (OECD: 8).
Sowohl bei den beruflichen Rahmenbedingungen als auch beim Einkommen ist die Zufriedenheit der heimischen Lehrer deutlich höher als im Schnitt der übrigen Länder. Dementsprechend haben auch acht von zehn Pädagogen bei TALIS angegeben, dass sie sich wieder für den Lehrerberuf entscheiden würden bzw. ihr Beruf deutlich mehr Vor- als Nachteile bietet. Geringfügige Unterschiede bei der Zufriedenheit gibt es je nach Standort, so ist die Zufriedenheit u.a. am Land ein wenig höher als in der Stadt (97 gegenüber 90 Prozent).
Stress durch Verwaltung und Störungen im Unterricht
Vergleichsweise öfter gestresst fühlen sich laut Erhebung weibliches Lehrpersonal und Lehrerinnen und Lehrer unter 30. Den Stress erzeuge allerdings nicht die Arbeit mit den Kindern an sich, wie OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher in einer Online-Pressekonferenz betonte. Als häufigste Auslöser wurden vielmehr zu viele Verwaltungsaufgaben, Zusatzaufgaben aufgrund abwesender Lehrer wie etwa Supplierungen und die Aufrechterhaltung der Disziplin im Klassenzimmer genannt.
Weibliche und jüngere bzw. unerfahrenere Lehrpersonen kämpfen dabei öfter mit problematischem Verhalten von Schülern: Sie berichten öfter als ihre erfahreneren Kolleginnen und Kollegen, dass mindestens ein Zehntel ihrer Schüler Verhaltensprobleme zeigt. Insgesamt hat ein Viertel der Lehrer bei TALIS angegeben, ziemlich viel Unterrichtszeit zu verlieren, weil Schüler den Unterricht stören (OECD-Schnitt: 18 Prozent). Ein Sechstel der Stunde geht demnach dafür drauf, für ein Klassenklima zu sorgen, in dem Unterricht möglich ist. Das ist ein etwas höherer Wert als noch 2018.
Immer noch zu wenig Unterstützungspersonal
Ein Stressfaktor sind laut TALIS außerdem - in Österreich wie auch in anderen Ländern - viele Schüler aus sozioökonomisch benachteiligten Familien. Schleicher führte das darauf zurück, dass es oftmals zu wenig Unterstützungspersonal gibt, um diese Schüler gut zu betreuen.
In Österreich haben diesmal 60 Prozent der befragten Direktorinnen und Direktoren angegeben, dass es an ihrem Standort zu wenig Unterstützungspersonal wie Schulpsychologen oder Sozialarbeiterinnen gibt. Das sind acht Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung, obwohl die Finanzierung von Supportpersonal in den vergangenen Jahren aufgestockt wurde. Sowohl im OECD- als auch im EU-Vergleich steht Österreich mit besonders wenig Unterstützung da. Dort hat nur etwa ein Drittel von einem Mangel an Supportpersonal berichtet.
Kommentare