Kurze Hochsaison am blanken Eis

Eislaufen am Wörthersee ist seit dem Jahr 2006 undenkbar
Mit einmonatiger Verspätung werden kleine Seen zum Eislaufen freigegeben, doch Tauwetter naht.

Was muss ein "echter" Kärntner aus dem Land der tausend Seen beherrschen? Schwimmen und Eislaufen. Letzteres ist in der aktuellen Saison auf Natureis nur noch an wenigen Tagen möglich – somit steht dem Eislaufverein Wörthersee (EVW), der neun Seen betreut, finanziell das Wasser bis zum Hals.

Rund einen Monat später als in den vergangenen Jahren wurden nun dank der Kältewelle die kleineren Seen für die Kärntner Eisfreunde, auch "Holländer Österreichs" genannt, freigegeben: Silbersee, Rauschelesee, Hörzendorfer See. Aber die Hochsaison im Kärntner Eissalon wird nur von kurzer Dauer sein: Ab Samstag sind schon wieder Plusgrade angekündigt.

"Ein paar Grad über null verträgt das Eis noch, dann wird’s eng", sagt Friedrich Rupnik, seit 20 Jahren Eismeister des EV Wörthersee und schlägt mit einem Beil ein Loch in das Eis des Längsees. "13 Zentimeter, wir haben am Freitag eröffnet. Am Wochenende werden die Eisläufer den See stürmen. Sie sind hungrig auf ihren Sport, denn heuer starten wir in Kärnten so spät wie nie." Und die Saison wird kurz wie nie zuvor, am Montag soll das Thermometer tagsüber wieder in den zweistelligen Plus-Bereich klettern.

Abgesehen vom Kärntner Weissensee, wo spezielle klimatische Bedingungen herrschen, wird für die Eismeister die "Eiszeit" immer kürzer. "Und das Eis von Jahr zu Jahr dünner – wenn es überhaupt eines gibt. Am Wörthersee beispielsweise hat sich heuer nicht einmal eine dünne Schicht gebildet", weiß Rene Riepan, Obmann des EVW.

Riepans Großvater, Gerhard Fischer, war in der 60er- und 70er-Jahren Eismeister am Wörthersee. "Er hat mir erzählt, dass der See damals jedes Jahr komplett zugefroren war. Dieses Glück hatten wir zuletzt 2006 nach 20-jähriger Durststrecke wieder. Da hatten wir auch das letzte Mal Einnahmen. Durch Eintritte und die Umsatzbeteiligung an den Imbissständen konnten wir unser Vereinshaus renovieren. Seitdem beginnt die Saison wegen des Klimawandels immer später und endet früher. Damit geht es für den Verein finanziell abwärts", klagt Riepan.

Fahrzeuge brechen ein

Die dünne Eisschicht fordert "Opfer": In den vergangenen sechs Jahren sind fünf Fahrzeuge, mit denen das Eis präpariert wurde, in verschiedenen Kärntner Seen eingebrochen (die Eismeister konnten sich retten) und unbrauchbar geworden. Neuanschaffungen sind undenkbar, die Kassen leer. Der Verein ist in den vergangenen 125 Jahren stets ohne öffentliche Förderungen ausgekommen. Jetzt plötzlich beim Land oder der Stadt anzuklopfen, scheint ob der Finanzkrise sinnlos zu sein. Für den Verein stellt sich die Existenzfrage.

Die Eisschnellläufer wurden beispielsweise früher auf Vereinskosten zum Training nach Innsbruck gefahren. "Seit wir von den Sportlern eine Gebühr einheben müssen, haben sich zehn von zwölf Eisschnellläufern abgemeldet", berichtet Riepan, der noch auf ein paar kalte Tage hofft. "Ansonsten fehlt uns die Grundlage, um den Verein weiter zu erhalten." Der Wetterbericht gibt wenig Grund zur Hoffnung.

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