Interview: Warum die Technik immer noch um Frauen werben muss

Interview: Warum die Technik immer noch um Frauen werben muss
Barbara Herz von der TU Graz erklärt, was es mit der Mär von der schmierigen Maschine auf sich hat.

Barbara Herz leitet das Büro für Gleichstellung und Frauenförderung an der Technischen Universität Graz. Außerdem ist sie Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen.

KURIER: Die durchschnittlichen Studentinnenzahlen an Technischen Unis liegen zwischen 25 und 28 Prozent. In vielen Studien ist noch Luft nach oben.

Barbara Herz: Das stimmt. Es gibt Studien, in denen schon zur Hälfte Frauen sind, Architektur oder Chemie. Aber dann gibt es noch jene Richtungen, in denen wir leider sehr wenige Studentinnen haben, Maschinenbau, Informatik, Elektrotechnik. Das sind die wesentlichen Knackpunkte, wir liegen dort zuweilen unter zehn Prozent. Gerade bei Maschinenbau gilt wahrscheinlich noch der Eindruck, das ist ölig und schmierig und braucht auch viel körperliche Kraft. Aber auch dort wird viel am Computer und mit Modellen gerechnet.

Wie kann man Frauen dazu bringen, sich mehr für diese Art von Technikstudium zu begeistern?

Man muss jungen Frauen sagen: Jedes Studium ist eine gewisse Anstrengung, erwartet wird überall etwas von dir. Also warum sollte man sich nicht etwas aussuchen, das einen interessiert und bei dem gute Berufsaussichten bestehen? Unsere Informatikstudenten machen zum Teil ihr Studium gar nicht mehr fertig, weil sie so gefragt sind und von den Firmen weggeschnappt werden.

Eigentlich müsste man bereits bei Kindern ansetzen.

Wir fangen auch schon sehr früh mit Information an, schon in der Volksschule. Die Mädchen sind da mit voller Begeisterung dabei. In Wahrheit muss man die Mädchen noch vor der Pubertät abfangen, es wird schwierig, wenn die angelernten gesellschaftlichen Vorbehalte einsetzen.

Wie wichtig ist die Vorbildwirkung auf der anderen Seite? Die Anzahl der weiblichen Lehrenden in der Technik ist überschaubar.

In den Fächern, in denen wir Professorinnen haben, merken wir, das wirkt sich schon aus. Natürlich hat das eine gewisse Vorbildfunktion. Deshalb suchen wir im Bereich der assoziierten Professoren (Assistenzprofessoren, Anm.) dezidiert nach Frauen, auch wenn uns das schon Mails gebracht hat, dass wir jetzt Männer benachteiligen. Aber das Gesetz gibt uns diese Möglichkeit, bis wir ein ausgewogenes Verhältnis von 50 zu 50 haben.

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