Integration in einer blauen Hochburg

Eine Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters steht vor einem Haus.
60 Asylwerber leben im Ortskern von Strassburg, wo seit sechs Jahren ein FPÖ-Bürgermeister regiert.

"Ich spreche mit meinen Freunden ausschließlich Deutsch – das ist Integration." Friedrich Monai ist Leiter des Bauhofs im kärntnerischen Strassburg. Dort gehen täglich bis zu 16 Flüchtlinge gemeinnützigen Tätigkeiten nach. Und in der Gemeinden im Gurktal funktioniert das Miteinander, obwohl man Gegenteiliges vermuten könnte: Strassburg ist eine blaue Hochburg mit einem FPÖ-Bürgermeister.

Franz Pirolt ist seit sechs Jahren im Amt (2015 erreichte er 56 Prozent der Wählerstimmen im 1. Wahlgang) und die Asylwerber sind genauso lange hier. "Nein, nein. Zusammenhang gibt es keinen. Es ist nicht so, dass ich um die Flüchtlinge gebettelt hätte. Das Land hat sie zu uns geschickt, aber es ist unsere Pflicht, sie aufzunehmen und entsprechend zu behandeln", betont Pirolt. "Wir haben uns mit der Landes-Flüchtlingsbeauftragten Barbara Payer, der Caritas und den Quartiergebern arrangiert. Asylpolitik ist tagtägliche Arbeit – auch auf Gemeindeebene." Dass diese Politik österreichweit scheitere, sei dem Bund anzulasten und jenen europäischen Staaten, die keine Solidarität zeigen würden. Damit ist er auf Parteilinie.

25-jährige Tradition

In Strassburg funktioniere das Zusammenleben deshalb so gut, weil man auf eine 25-jährige Tradition im Beherbergen von Flüchtlingen zurückblicke. "Seit Anfang der 90er Jahre setzen wir uns für sie ein. Damals, nach der Jugoslawien-Krise, kamen 40, 45 Bosnier zu uns. Ein Großteil ist geblieben", unterstreicht Pirolt.

Rund 60 Asylwerber leben aktuell in Straßburg. Bei einer Gesamtbevölkerung von 2200 Menschen würden sie 2,7 Prozent ausmachen, hat Strassburgs Amtsleiter Helmut Hoi errechnet. Die drei Quartiere sind 200 Meter voneinander entfernt und im Ortskern gelegen. Was anfangs für kritische Stimmen gesorgt hat, fördert nun das Miteinander. Die Kinder und Jugendlichen – in Strassburg werden traditionell viele Familien untergebracht – besuchen Kindergarten und Schulen. Vier pensionierte Lehrer übernehmen ehrenamtlich den Deutschunterricht für die Erwachsenen.

Und schließlich kommt wieder Bauhofleiter Monai ins Spiel, der die Gäste aus 14 Ländern nicht nur in Sachen Müllbeseitigung und Grünanlagenpflege unterrichtet. Durchaus erfolgreich, wie Gulzari Khudaidad beweist. Nach acht Monaten in Kärnten ist sein Deutsch ausgesprochen gut. "Ich bin aus der afghanischen Armee geflüchtet, musste meine Frau alleine in unserer Heimat zurücklassen. Ich hoffe auf einen positiven Aufenthaltsbescheid und eine Zukunft mit meiner Frau in Österreich."

Zusätzliche Wärme

Strassburgs Pfarrer, Johann Rossmann, hofft Ähnliches. Denn die Familie, die er in seinem Pfarrhof beherbergt, hat einen ablehnenden Bescheid erhalten. "Den haben sie beeinsprucht", erzählt er. Seit drei Jahren stellt der Geistliche zwei Wohnungen zur Verfügung. Frostig reagiere man hier nicht auf die Asylwerber, kalt sei nur seine Unterkunft. "Daher wird nun die Pfarrkasse geleert und ein Ofen eingebaut, damit sich die Flüchtlinge in Strassburg wohl fühlen", verspricht Rossmann.

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