"Ihnen geht’s in Dreckslöchern noch besser"

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem gelben Gebäude mit Kinderwagen und Gepäck.
Roma-Großfamilie lebte in baufälligem Gebäude in Graz. Am Sonntag wurde es geräumt.

Kein Wasser, kein Strom, keine Sanitäreinrichtungen, aber dennoch: Rund 40 Roma fanden in einem Haus am Eggenberger Gürtel in Graz Unterschlupf, unter ihnen eine Schwangere und Kinder. "Ihnen geht’s in Dreckslöchern noch besser als zu Hause", kommentiert Nora Musenbichler von den VinziWerken. "Es ist ein Familienverband. Die Leute sind in Graz und sie werden bleiben."

Doch seit am Sonntag haben die Betroffenen, die großteils in Graz betteln, nicht einmal mehr diese Behausung. Das Gebäude, das seit Sonntag im Eigentum der Stadt Graz steht, wurde geräumt. Es wird wegen des Bauprojekts auf den Reininghaus-Gründen abgerissen. "Es war Teil des Kaufvertrags, das wird das Haus in einem entsprechenden Zustand übernehmen, also leer", erläutert Anton Reiß aus dem Büro des für Liegenschaften zuständigen Stadtrates Gerhard Rüsch (ÖVP). "Aber man muss auch sagen: Es ist ein Abrisshaus, baufällig und in einem katastrophalen Zustand", ergänzt Reiß.

Die Stadt könne es nicht verantworten, Menschen bis zum Abriss dort hausen zu lassen. "Wenn wir das dulden und da passiert tatsächlich etwas, es brennt oder es gibt Probleme mit der Statik oder der Hygiene dann hätten wir ein riesiges Problem." Um das Gebäude notdürftig wohntauglich zu machen, müsse investiert werden. "Da müsste man viel Geld in die Hand nehmen für etwas, das dann wieder abgerissen wird."

Notschlafstelle

Sechs Roma kamen in VinziHerz unter, der Notschlafstelle im Pfarrhaus von Pfarrer Wolfgang Pucher in Graz-Eggenberg. "Aber wir sind an den Grenzen des Machbaren", bedauert Nora Musenbichler. "Wir haben hier schon 30 Leute." Sie fordert erneut eine Notschlafstelle für Familien in Graz. "Es sind ja immer die selben Menschen und keine neuen Massen, die kommen. Die sind seit drei Jahren hier, da muss sich die Stadt Graz einmal etwas einfallen lassen."

Jetzt würde die Familie eben ins nächste Abbruchhaus ziehen oder wieder auf Parkbänken schlafen mit den Kindern. Container würden schon reichen, um zu helfen, betont Musenbichler. "Eine ganz einfache Unterkunft mit Sanitäreinrichtungen auf einem Platz, wo es niemanden stört."

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