Heimische Putenmäster finden in Österreich zu wenig Abnehmer

Heimische Putenmäster finden in Österreich zu wenig Abnehmer
Mäster: Handel soll komplett auf heimische Pute umsteigen. Händler verweisen auf zu geringes Angebot aus Österreich.

Die heimischen Putenmäster müssen derzeit im Konkurrenzkampf mit Produzenten aus dem Ausland deutlich Federn lassen. Konsumentinnen und Konsumenten greifen im Supermarkt aufgrund der hohen Inflation vermehrt zu günstigeren Produkten und geben der teils halb so teuren Putenbrust aus Polen oder Italien den Vorzug. Befeuert werde das noch vom Handel, der österreichisches Putenfleisch neben dem Billigfleisch aus dem Ausland präsentiere, kritisieren die Putenmäster.

"Wir wollen ein klares Bekenntnis vom Handel, unsere Ware zu präsentieren und eine vollständige Umstellung auf österreichische Pute", forderte Michael Wurzer, Geschäftsführer der "Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft" (ZAG), im Gespräch mit der APA. Derzeit verkauften manche Supermarktketten das Kilo Putenbrust aus dem Ausland zu Preisen von 8 bis 9 Euro, während gleich daneben die österreichische Ware für 17 oder 18 Euro liege, kritisierte Wurzer. Das Putenfleisch aus Biohaltung kommt auf rund 30 Euro je Kilo. Geld, das viele derzeit nicht haben.

Rückgang bei Bestellungen

Die Mäster bemerkten bereits einen Rückgang bei den Bestellungen und müssten ihre Puten zu niedrigen Preisen lebend ins Ausland abverkaufen, so Wurzer. Die rund 200 heimischen Putenbetriebe können den österreichischen Markt etwa zur Hälfte versorgen. Da in der Gastronomie aber nur sehr wenig heimisches Putenfleisch gekauft werde, könnte die Branche den Lebensmittelhandel bei frischer Pute mit österreichischer Ware vollständig versorgen, räumte der ZAG-Geschäftsführer ein.

Die Lebensmittelhändler Billa und Billa Plus (Rewe) verkaufen nach eigenen Angaben seit dem Frühjahr 2020 Frischfleisch nur mehr aus österreichischer Erzeugung. Das gilt allerdings nicht für die Diskontschiene Penny, die auch zum Rewe-Konzern gehört. Marktführer Spar bezieht das Putenfleisch für seine Billigmarke "S-Budget" aus Deutschland und Italien, für "Spar Feinstes Geflügel" aus Österreich, wobei die Pute teils in Österreich und teils in Bayern geschlachtet wird. "Momentan ist es so, dass wir für die Konsumenten schauen, dass wir besonders auch günstiges Putenfleisch anbieten können. Da gibt es in Österreich zu wenig Angebot, sodass wir auf die Nachbarländer angewiesen sind", sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann auf APA-Anfrage. "Lieber wäre uns natürlich, wir könnten alles aus Österreich anbieten."

Österreichische Herkunft

Auch Hofer verweist darauf, dass es aktuell aufgrund der hohen Nachfrage nicht möglich sei, den hohen Bedarf an Putenfleisch ausschließlich mit heimischer Ware zu decken. "Hofer ist dennoch stets bemüht, einen Großteil an Putenartikel mit österreichischer Herkunft anzubieten", hieß es aus dem Unternehmen zur APA.

Für die Puten-Haltung gibt es keine europäischen Mindeststandards. Laut Branchenvertreter Wurzer sind die Haltungsbestimmungen in Österreich EU-weit am strengsten. "Heimische Puten haben ca. 70 Prozent mehr Platz im Stall als in den meisten anderen EU-Ländern", so Wurzer. Pro Quadratmeter dürfen maximal zwei große Tiere (40 Kilo) gehalten werden. Zudem sei die Fütterung bereits vor Jahren auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt worden, der Einsatz von Antibiotika habe sich seit 2014 um 65 Prozent reduziert. All das mache die heimische Produktion teuer.

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