Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

Ernte im Wert von 22 Millionen Euro allein in Oberösterreich zerstört. Für die Betroffenen werden nun Mittel aus dem Katastrophenfonds bereitgestellt.

Millionenschäden nach Hagelstürmen in Salzburg und Oberösterreich

Schwere Hagelunwetter haben am Dienstagabend in Oberösterreich und Salzburg zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt. Betroffen waren vor allem der Flachgau und das oö. Seengebiet. "Ein einzelnes Schadensereignis wie noch nie in der Geschichte der Österreichischen Hagelversicherung", beschrieb es deren Chef Kurt Weinberger. Der Schaden belaufe sich allein in der oberösterreichischen Landwirtschaft auf 22 Millionen Euro.

Die Österreichische Hagelversicherung wurde 1946 auf Initiative der Landwirtschaft von heimischen Versicherern gegründet. Sie ist ein privater Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, der laut Eigendefinition nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Die Kunden sind gleichzeitig auch Mitglieder. 2020 hat sie eine Prämie von 215,2 Mio. Euro ausbezahlt, die Versicherungssumme lag bei 7,2 Mrd. Euro. Die versicherte Fläche betrug 3,133 Millionen Hektar.

Wenn sich Landwirte bei der Hagelversicherung absichern, werden sie vom Steuerzahler unterstützt. Seit 2019 trägt die öffentliche Hand 55 Prozent (statt vorher 50 Prozent) der Versicherungsprämie bei allen landwirtschaftlichen Kulturen für die Risiken Hagel, Frost, Sturm, Dürre und Überschwemmung. Weiters erhalten die Bauern 55 Prozent der Versicherungsprämie gegen Tierseuchen und Tierkrankheiten vom Staat.

Mittel aus Katastrophenfonds

Für die betroffenen Menschen werden nun Mittel aus dem Katastrophenfond bereitgestellt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte dazu heute mit Landeshauptleuten von Salzburg und Oberösterreich telefoniert. 

"Die Unwetter haben ein Bild der Verwüstung und enorme Schäden hinterlassen. Ich habe Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Landeshauptmann Thomas Stelzer die Unterstützung des Bundes zugesichert. Wir werden den betroffenen Menschen, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind, mit Mitteln aus dem Katastrophenfond des Finanzministeriums helfen", heißt es dazu in einer Stellungnahme von Sebastian Kurz. 

40.000 Hektar geschädigt

Die Gewitterfront mit "bis zu hühnereigroßen Hagelschloßen" habe eine Fläche von 40.000 Hektar Acker-, Obst- und Gemüsekulturen sowie Grünland schwer geschädigt, berichtete der oö. Landesleiter Wolfgang Winkler. "Binnen weniger Minuten wurden landwirtschaftliche Kulturen regelrecht gehäckselt."

Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

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Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

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Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

Millionenschaden nach Hagelsturm: "Ereignis wie noch nie"

Die Unwetter zogen am Abend zunächst über Salzburg. Im Flachgau wurde in der Stadt Seekirchen (Bezirk Salzburg-Umgebung) der Schneepflug eingesetzt, um die Straßen vom Hagel freizubekommen. In der Gemeinde Thalgau wurde ein Hausdach abgedeckt. Zudem wurden von den Helfern zahlreiche Auspumparbeiten durchgeführt und entwurzelte Bäume beseitigt, teilte das Landesfeuerwehrkommando mit.

Weiters waren im Flachgau unter anderem die Gemeinden Elixhausen, Hallwang, Henndorf und Neumarkt am Wallersee betroffen. Zudem mussten die Einsatzkräfte drei Mal in der Stadt Salzburg und einmal im Tennengau ausrücken. Insgesamt gab es 152 Einsätze mit 583 Feuerwehrmännern und -frauen, wurde Mittwochfrüh der APA mitgeteilt.

Die teilweise mehrere Zentimeter großen Hagelkörner zerstörten Getreide- und Blumenfelder und beschädigten Autoscheiben, Dächer und Hausfassaden. Auf der Westbahnstrecke musste kurz nach 19.00 Uhr bei Hallwang der Zugverkehr unterbrochen werden, nachdem umgestürzte Bäume die Oberleitung beschädigt hatten. Die ÖBB richteten einen Schienenersatzverkehr ein. Gegen 22.30 Uhr konnte der Verkehr wieder aufgenommen werden, sagte ÖBB-Sprecher Robert Mosser zur APA.

Suche nach vermisstem Schwimmer 

Am Wallersee suchten Wasserretter nach einem vermeintlich vermissten Schwimmer beim Strandbad Henndorf. Gegen 19.00 Uhr hatte ein Augenzeuge Alarm geschlagen, weil er eine im Sturm in Not geratene Person rund 100 Meter vom Ufer entfernt im See vermutete. Die Retter suchten mit Booten den See ab, auch mehrere Taucher standen im Einsatz. Nachdem um 22.00 Uhr ein weiteres Gewitter aufzog und auch noch keine Vermisstenmeldung vorlag, wurde die Suche abgebrochen.

Die kurz vor 19.00 Uhr aktivierten Sturmwarnungen auf allen Flachgauer Seen und am Mondsee dürften laut Wasserrettung aber befolgt worden sein. Alle Boote und Wassersportler waren bei Eintreffen des Unwetters bereits am Ufer. Die Gewitterzellen zogen später ins benachbarte Oberösterreich weiter, wo sie ebenfalls enorme Schäden verursachten.

Beschädigte Dächer, überflutete Keller

Am späten Abend verwüstete der Hagel vor allem im Innviertel und in den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden Gärten und Felder, Glashäuser wurden zerstört, Dächer beschädigt, Keller überflutet. In Pinsdorf (Bezirk Gmunden) beispielsweise lagen die Hagelkörner 40 Zentimeter hoch auf der Straße und wurden mit Schneepflügen entfernt.

Im Bezirk Steyr-Land hat die Feuerwehr Dienstagabend eine zwischen umgestürzten Bäumen gefangene Autolenkerin unverletzt befreit: Zwischen Waldneukirchen und Adlwang hatten mehrere Stämme die Nußbacher Landesstraße blockiert. Als die Lenkerin deshalb umkehren wollte, fiel auch hinter ihr ein Baum um und sie konnte nicht mehr weg.

Über Mitternacht beruhigte sich die Lage etwas. Zwischen 1.00 und 4.00 Uhr gingen dann neuerlich heftige Regenfälle nieder, die zu Überflutungen führten, allerdings war diesmal kein Hagel mehr im Spiel. Betroffen waren wie bereits zuvor das oö. Seengebiet, aber auch die Bezirke Wels-Land und Linz-Land. Die Feuerwehren rückten im Bundesland mit knapp 2.000 Helfern zu hunderten Einsätzen aus. Zwischenzeitlich wurden die Arbeiten unterbrochen, weil es zu gefährlich war, bei Dunkelheit und Starkregen auf Dächer zu steigen. In der Früh rückten die Feuerwehrleute dann aber erneut aus, um an den Schadensstellen zu helfen, berichtete das Landesfeuerwehrkommando.

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