Haft für Mann, der Mädchen missbrauchte
Nicht rechtskräftig. Das erste Sexualdelikt mit 15 Jahren. Das zweite mit 16. Das dritte mit 17. Danach saß er 23 Jahre lang in einer psychiatrischen Anstalt in Deutschland. „Vom emotional verwahrlosten Kind hat er sich zu einem ebensolchen Erwachsenen entwickelt“, skizziert Psychiaterin Adelheid Kastner den Angeklagten beim Prozess am Donnerstag im Straflandesgericht Graz.
Der ist wiederum „mit dieser Angelegenheit völlig überfordert“. Er habe nicht getan, was ihm der Staatsanwalt vorwirft: Er soll eine 15-jährige Grazerin entführt und mehrmals vergewaltigt haben. Ihre zehnstündige Tortur endete erst durch einen Autounfall. Vor der Polizei hat der 44-Jährige gestanden. Vor Gericht widerruft er. Das bedeutet für den Richter, einen Lapsus der Ermittlungsbehörden auszubügeln und selbst einen DNA-Abgleich anzuordnen. Aber der Gerichtsmediziner kann die Spuren nicht mehr hundertprozentig zuordnen. „Es besteht eine gewisse Übereinstimmung mit dem Angeklagten.“ Doch der Richter hat noch eine Zeugin geladen. Die 18-jährige soll per Internet Kontakt mit dem Deutschen gehabt haben. „Chatverkehr“ nennt sie das. „Er hat brutale sexuelle Handlungen angekündigt. Da hab’ ich Angst gekriegt.“
Das passt ins Bild des Psychiaterin. „Man muss sich ihn vorstellen wie einen Dampfkochtopf“, beschreibt Kastner die „Werwolf-Mentalität“ des Angeklagten . „Es ist für ihn eine Überlebensfrage, den Druck an jemanden abzureagieren. Er will erleben, dass ihm andere gehorchen.“
Wie die 15-Jährige, die er mit einem Job als Babysitter gelockt haben soll. Dafür gab er sich in einem Inserat als Frau aus. „Ich hab’ nur ein Schluchzen gehört und einen Schrei“, erinnert sich ihre Mutter an das letzte Telefonat, ehe der Entführer das Telefon ausschaltete. „Ich hab’ gedacht, sie ist tot.“
Urteil: 15 Jahre Haft sowie Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, nicht rechtskräftig.
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