Gerettete Urlauber beklagen sich über Bergrettung: "Zu viele und zu teuer"

(Symbolbild)
Die Urlauber erklären, dass "zu viele Retter" ausgerückt seien. Bergrettung ist erzürnt.

Am 3. Februar wurde die Bergrettung Tannheim, Tirol zu einem Einsatz gerufen, da offenbar zwei deutsche Schneeschuhwanderer in Bergnot geraten waren, berichtet die Krone. Sie hatten eine Wanderung zum Grasberg Schönkahler unternommen und hatten beim Abstieg im dichten Schneetreiben die Orientierung verloren.

"Wir erfuhren von den beiden telefonisch, dass sie völlig erschöpft seien, stark durchnässt und stark frieren, sie wussten nicht mehr vor noch zurück“, zitiert die Krone den Ortsstellenleiter Reinhold Bilgeri.

Erschwerend für die Rettungskräfte kam hinzu, dass Lawinenwarnstufe 3 herrschte. Es machten sich drei Suchtrupps zu je fünf Mann auf die Suche und zweieinhalb Stunden nach der Alarmierung konnten die beiden Urlauber auch gefunden werden. Die beiden Geretteten wurden mit trockener Kleidung und heißen Getränken versorgt und wohlbehalten zum Zugspitzblick gebracht, berichtet die Krone weiter.

Schreiben des Rechtsanwalts

Wie es üblich ist, wurde den beiden Urlaubern die Rechnung für den Einsatz in der Höhe von 2261 Euro übermittelt. Zurück kam ein Schreiben eines Rechtsanwalts (einem der beiden Urlauber), in dem beanstandet wird, dass zwei Bergretter für den Einsatz ausreichend gewesen wären und die Rechnung viel zu hoch sei.

Entsprechend verärgert ist man bei der Bergrettung. Landesleiter Hermann Spiegl zur Krone: "Jemand, der sich in einer alpinen Notlage befindet, hat nicht zu entscheiden, wie die Rettungsorganisation ihren Einsatz anlegt. Ich habe kein Problem mit leichtsinnigen Personen, die ihren Fehler einsehen und für den Einsatz geradestehen. Aber sich erst retten lassen und die Kosten dann auf eine dermaßen unsympathische Weise abzulehnen, dafür habe ich genau null Verständnis".

Unverständnis von Bergrettung und Politik

Reaktionen gab es auch aus der Tiroler Politik. Mit Unverständnis reagiert Tirols Landeshauptmann Günther Platter auf den Vorfall: „Die Mitglieder der heimischen Bergrettungen stehen rund um die Uhr auf Abruf, absolvieren ihre Einsätze ehrenamtlich und bringen sich dabei nicht selten selbst in Gefahr. Nach einer erfolgreichen Rettung mehrerer Personen anstelle von Dank eine Klagsandrohung zu erhalten, ist vollkommen unangebracht. Ich bin erschüttert über die Wertehaltung dieser Menschen. Mit wie vielen Mitgliedern und mit welchen Einsatzmitteln die Bergrettung zu einem Einsatz ausrückt, ist immer noch deren Entscheidung. Sie weiß am besten, wie sie ihre Einsätze absolvieren muss.“

"Dass jetzt die Retter sogar mit einer Klage bedroht werden, geht gar nicht, dazu fehlt mir jegliches Verständnis", sagte ÖVP-Landtagsvizepräsident Anton Mattle. Die Einsatzstärke des Rettungsteams sei verhältnismäßig und den schwierigen Wetter- und Lageverhältnissen angepasst gewesen, keinesfalls überdimensioniert, so Mattle, seines Zeichens auch stellvertretender Leiter der Tiroler Bergrettung.

Dass die beiden Deutschen in einer großen Notlage waren und dies selbst so schilderten, würden die Aufzeichnungen des eingegangen Notrufes in der Leitstelle Tirol eindeutig zeigen. "Alle Bergretter in Tirol erfüllen ihre Aufgaben und Einsätze ehrenamtlich, also verdienen dabei keinen einzigen Cent an Gehalt", betonte Mattle in einer Aussendung. Die in Rechnung gestellten Kosten würden ausschließlich für Ausrüstung und Schulung verwendet.

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