Gastronomie: Die Ruhe vor der Pleite

Gastronomie: Die Ruhe vor der Pleite
Die Zahl der Insolvenzen ist gesunken – fallen Hilfen weg, könnte sich das ändern.

Statt sich mit Abrechnungen und Getränkelieferungen zu beschäftigen, mutierten viele Gastronomen im vergangenen Jahr notgedrungen zu Rechtsexperten.

Kurzarbeit, Staatshilfen und ständig neue Regelungen zu Öffnungen machten das notwendig. Zum Erfolg führte die neu gewonnen Expertise aber nicht immer, vor allem, wenn es um Mietstreitigkeiten ging.

Das zeigt die Nachfrage nach einem Rechtsgutachten, das die WKO, Sparte Gastronomie, erstellte: „Wir haben viele Anfragen diesbezüglich“, bestätigt Spartenobmann Peter Dobcak dem KURIER. Die meistgestellte Frage in diesem Zusammenhang ist, ob staatliche Unterstützungen das Recht von Mietern, einen Mietzinsentfall- oder Minderung geltend zu machen, beschränken. Laut WKO ist dem nicht so, dennoch lassen es viele Vermieter drauf ankommen und ziehen vor Gericht.

Rauchverbot traf viele

Das macht vor allem kleineren Gastronomien zu schaffen, wie Gerhard Weinhofer, Experte von Creditreform sagt: „In kleineren Betrieben fehlt oft das Geld für eine Finanzberatung, die jetzt wichtig wäre. Es ist außerdem wenig Eigenkapital vorhanden. Solche Lokale haben es jetzt schwer.“ Laut Weinhofer wären diese Betriebe schon durch das Rauchverbot, das im November 2019 in Kraft trat, oftmals ins Straucheln gekommen. Die Lockdowns haben die Situation nun verschärft. Und die große Frage ist, ob Lockerungen der Covid-Maßnahmen daran etwas ändern werden. „Es ist nicht sicher, dass die Kundschaft dann mit Maske und Test wieder genauso gerne kommt, wie vorher“, sagt der Experte.

Das ist auch in Vorarlberg zu beobachten. Dort haben trotz der erlaubten Öffnung nur 30 Prozent der Wirte wirklich aufgesperrt. Der große Umsatz blieb bei vielen aus.

Planungssicherheit

Hätten sie sich weiter komplett auf die Staatshilfen verlassen, hätten diese Wirte wenigstens Planungssicherheit gehabt. Und auf die verlassen sich im Moment viele. „Die Insolvenzen sind stark zurückgegangen, was zeigt, dass die Staatshilfen doch großteils greifen dürften“ sagt Weinhofer.

Aber: Erst das Ende der Lockdowns – und damit das Ende der Hilfen – wird zeigen, welche Betriebe es durch die Krise geschafft haben. Birgit Seiser

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