Ganzer Hang in Bewegung: Boden schon seit Eiszeit labil

Ganzer Hang in Bewegung: Boden schon seit Eiszeit labil
Gelände so groß wie neun Fußballfelder rutscht in St. Gilgen (Salzburg) ab. Geologen beobachten die Lage.

Am Osterwochenende schlug die Gemeinde St. Gilgen Alarm: Bis zu zehn Hektar Hang am Illingerberg in der Osterhorngruppe sind in Bewegung. Wege wurden sofort gesperrt.

Geländeabbrüche von mehreren Metern entstanden. Zwei Forststraßen sind nicht nicht mehr passierbar. Es bildeten sich auf der Fahrbahn meterbreite Risse.

Das Tempo der Rutschung wird nun laufend kontrolliert und dokumentiert. An den Rutschungsrändern wurden Markierungen gesetzt.

„Wir hatten 13 Meter an Bewegungsgeschwindigkeit pro Tag. Das ist mittlerweile auf ein Zehntel zurückgegangen“, informiert Landesgeologe Rainer Braunstingl. Die Rutschung habe sich überraschend schnell verlangsamt. Völlige Entwarnung kann er aber noch nicht geben.

Auf Spurensuche nach den Ursachen muss man weit zurückgehen: „In dem Gebiet liegt ein eiszeitlicher Moränen-Schotter, also ein lehmiger Kies, auf einem Felsen, der parallel zum Hang einfällt. Man muss sich das wie Gletscherschliff vorstellen“, erklärt Braunstingl.

Rund zehn Meter hoch liegt Schotter auf dem Felsen. Braunstingl über die gewaltige Dimension in dem betroffenen Gebiet: „Insgesamt sind wir dann bei einer Million Kubikmeter.“

Der Klimawandel ist für die Rutschung ausnahmsweise nicht Hauptverursacher. Regen soll im oberen Bereich maximal eine kleinere Rutschung ausgelöst haben, die dann möglicherweise die Bewegung an der fossilen Abbruchkante in Gang setzte. „Der Regen war aber auch nicht auffällig stark“, so Braunstingl.

Bäume untypisch

Kriechbewegungen des schottrigen Bodens habe es in den letzten hundert Jahren immer wieder gegeben, so der Geologe. Fachleute lesen das an den krumm gewachsenen Bäumen ab.

Der sogenannte „betrunkene Wald“ mit schlangenwüchsigen Bäumen deutet darauf hin. Die letzte Rutschung wurde vor 20 Jahren dokumentiert. Vorbeugende Maßnahmen sind auf dem weitläufigen Gelände schwierig. Wichtig: So bald der Hang sich völlig beruhigt hat, sollen wieder Bäume den Boden stabilisieren.

Keine Häuser in Gefahr

Häuser sind in dem Gebiet nicht betroffen. Und auch die Hochwassersituation an einem Zubringer des Zinkenbaches ist unter Kontrolle. Eine Geschiebesperre verhindert hier gröbere Vermurungen.

Die Mountainbikestrecke auf die Illingerbergalm am gegenüberliegenden Hang konnte bereits am Dienstag behördlich wieder freigegeben werden. Noch herrscht dort aber Winterpause. Direkt im Bereich Steinbachgraben herrscht aber nach wie vor Lebensgefahr.

Die Sperre des hauptbetroffenen Geländes und der beiden Forststraßen wird voraussichtlich noch mehrere Wochen dauern.

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