Frau hatte Gehirnblutung, doch für Verlegung war kein Platz
Die haben gesagt, wegen Bettenmangels können wir sie erst am nächsten Tag aufnehmen. Aber wenn sich der Zustand verschlechtert, meldet euch wieder“, schildert die steirische Patientenanwältin Renate Skledar. Doch am nächsten Tag war die Patientin tot, gestorben an einer Gehirnblutung.
Erneut gerät damit das Klinikum Graz in Kritik. Nachdem jüngst bekannt wurde, dass eine Schlaganfallpatientin erst nach der zweiten Untersuchung im Erstaufnahmezentrum stationär aufgenommen wurde, wurde jetzt der weitere, noch dramatischere Fall publik.
Bereits im Jänner ist die Pensionistin aus Graz gestorben: Sie war laut Skledar Patientin auf der Schlaganfallstation der Landesklinik Sigmund Freud (LSF) in Behandlung. Vom LSF wurde nach einer Computertomografie die Verlegung in die Neurochirurgie des LKH Graz angeregt, um die Frau dort zu operieren.
Verschlechterung
Doch dazu kam es nicht mehr. „In der Neurochirurgie wurde die Computertomografie falsch bewertet, die haben das falsch eingeschätzt “, vermutet Skledar. „Sie haben das dem LSF dann mit Bettenmangel kommuniziert.“ Noch am Nachmittag des selben Tages habe sich der Zustand der Seniorin so rasant verschlechtert, dass sie nicht mehr operationsfähig gewesen sei. Kurz darauf starb die 75-Jährige an den Folgen der Gehirnblutung.
Die Familie wandte sich an Skledar, die nun weitere Gutachten einholt. „Wir wissen derzeit nicht, ob der Eingriff etwas gebracht hätte, das müssen wir uns erst anschauen.“ Die Expertin vermutet jedoch einen Behandlungsfehler. „Nach unserer Vorbegutachtung dürfte das so sein.“ Bei der Staatsanwaltschaft wurde der Fall nicht gemeldet, die Patientenanwaltschaft ist nicht zu automatischen Anzeigen verpflichtet.
Seitens der steirischen Krankenanstaltengesellschaft, kurz KAGES, heißt es, zum aktuellen Fall könne noch keine Stellungnahme abgegeben werden. Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg betont aber erneut, dass der Vorwurf des Mangels an Intensivstations-Betten nicht stimme: „Wer ein Akutbett braucht, bekommt eines.“
Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder, ÖVP, versucht mit Zahlen zu belegen, dass es keine Mangelsituation gäbe: 2009 habe es 182 Intensivbetten gegeben, durch den „Regionalen Strukturplan Gesundheit“ würde sukzessive auf 212 aufgestockt.
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