Mit dem Totschläger in den Flieger

Blick durch ein Fenster auf das Vorfeld eines Flughafens mit Bussen und Gates A, B, C und D.
Viele Reisende rücken am Flughafen mit verbotenen und tödlichen Waffen an

Selbst für den Fall, dass alle Terroristen ihren wahnsinnigen Ideologien abschwören, müssten die Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen fortgeführt werden. Wie die dem KURIER vorliegende Statistik der zurückgewiesenen oder sichergestellten Gegenstände des Jahres 2013 zeigt, sind auch viele Fluggäste mit einem beachtlichen Waffenarsenal unterwegs.

Österreich verfügt über sechs internationale Flughäfen: Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt und Graz. Jeder Flugpassagier weiß, dass er dort kontrolliert wird. Dennoch wurden im vergangenen Jahr 41.939 spitze und scharfe Gegenstände von den Securitys den Reisenden abgenommen. Der Klassiker ist dabei das vergessene Taschenmesser mit einer Klingenlänge von mehr als sechs Zentimeter. Keinem Reisenden wird eine böse Absicht unterstellt. Die Hintergründe sind meist Gedankenlosigkeit.

Kampfmesser

Welche Motive aber jene 144 Flugpassagiere hatten, die militärische Kampfmesser und Bajonette mit sich führten, wird man nie erfahren.

Ein Polizist in Uniform hält einen Schlagstock und einen Gürtel mit Messer vor einem Fenster.
Flughafenpolizei
Welche Arten von Zeitgenossen Waffen herumschleppen, weiß am besten Andreas Bieber, Leiter der Aviation-Gruppe der Polizei in Wien Schwechat. Bei den zahlreichen Munitionsfunden sieht er durchwegs harmlose Hintergründe. Meistens handelt es sich um Gewehrpatronen, die Jäger auf ihren Jagdreisen nach Russland oder Afrika in den Taschen vergessen haben.

Für besondere Aufregung sorgen aber jene Fluggäste, die mit verbotenen Waffen unterwegs sind. Etwa Stahlruten – im Fachjargon auch „Totschläger“ genannt“. In Biebers Beutelager liegen zahlreiche Exemplare „Made in China“ oder mit US-amerikanischen Herstellerstempeln. Dazu kommen Schlagringe, Feuerzeugmesser und Kugelschreibermesser.

Eine besonders perfide Waffe kommt vom Balkan – der Gürtel-Dolch. Dabei handelt es sich um eine Gürtelschnalle, die sich aber hinter dem Leder des Gürtels mit einer langen, spitzen Klinge fortsetzt.

Eine Grafik zeigt beschlagnahmte Gegenstände in österreichischen Flughäfen im Jahr 2013, darunter Waffen, Munition und Pfefferspray.
423-mal musste vergangenes Jahr die Polizei wegen verbotener Waffen einschreiten und die Besitzer anzeigen. Keiner der Waffenbesitzer hatte vor, ein Flugzeug zu entführen. Auch bei ihnen war es reine Gedankenlosigkeit. 123-mal wurden auch Gaspistolen abgenommen. Die sind zwar erlaubt, aber nicht im Flieger.

Ohne sein geliebtes Parfüm musste in Wien-Schwechat ein Reisender weiterziehen. Sein Problem: Die Parfümflasche war eine täuschend echt aussehende Handgranatenattrappe. Ein insgesamt zwar harmloses Ding, aber ein Flugzeug könnte man damit schon entführen – daher ist auch diese Attrappe verboten.

Zwölfjähriger gestoppt

Das gilt ebenfalls für die zahlreichen Waffenattrappen, die unter der Rubrik „sonstige gefährliche Gegenstände“ firmieren. Die Polizei musste auch einen zwölfjähriger Buben aufhalten, der einen täuschend echt aussehenden Nachbau einer Glock-Pistole in das Flugzeug schleppen wollte.

Vor allem Jugendliche werden in jüngerer Zeit vermehrt Opfer eines neuen Modetrends. Es gibt eine Firma, die Gürtelschnallen in Form eines Schlagringes anbietet. Die kleineren Versionen lassen die Beamten am Flughafen meistens noch durchgehen. Aber die größeren Schnallen, mit denen man auch tatsächlich zuschlagen kann, werden indes abgenommen.

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