Nach Fund von Habsburg-Juwelen – wem gehören sie nun?
Karl, letzter Kaiser von Österreich, seine Frau Zita und Sohn Otto im Jahr 1916. Zita brachte 1940 den berühmten Diamanten „Florentiner“ nach Kanada.
Zusammenfassung
- Nach dem Fund verschollener Habsburg-Juwelen in Kanada entbrannte eine Debatte um die Besitzrechte zwischen Karl Habsburg-Lothringen und Historiker Oliver Rathkolb.
- Karl Habsburg-Lothringen sieht den Schatz als Privatbesitz der Familie, während Rathkolb eine unabhängige rechtliche Prüfung und mögliche Ansprüche Österreichs und Italiens fordert.
- Unter den Juwelen befindet sich der berühmte Diamant "Florentiner"; die Stücke sollen zunächst in Kanada ausgestellt werden.
Nach dem Fund eines seit 100 Jahren verschollenen Schatzes der Kaiserfamilie Habsburg in Kanada ist am Freitag eine Diskussion um die Besitzrechte entstanden. Während Karl Habsburg-Lothringen, der Enkel des letzten österreichischen Kaisers, davon spricht, dass es sich um privaten Schmuck der Familie handelt, sieht das der Historiker Oliver Rathkolb im Ö1-Mittagsjournal am Freitag anders. Er forderte eine rechtliche Prüfung durch eine unabhängige Kommission.
"Wir haben das rechtlich natürlich sehr genau prüfen lassen, auch durch historische und rechtliche Gutachten. Und ich glaube, diese Gutachten sind völlig klar, dass es sich um reinen Privatbesitz handelt, dass es keine Ansprüche vonseiten der Republik auf diese Objekte gibt", meinte Karl Habsburg-Lothringen gegenüber dem ORF.
Nach dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 wurden die Habsburgermonarchie-Besitzungen durch das Habsburgergesetz 1919 zugunsten des neuen Staates enteignet. Zu diesem Zeitpunkt seien die Schmuckstücke bereits in der Schweiz gewesen, so Habsburg-Lothringen. Er sprach von reinem Privatbesitz von Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita, dies hätten 1921 auch die Schweizer Behörden bestätigt.
Historiker fordert rechtliche Prüfung
"Ich sehe das völlig anders als Herr Karl Habsburg", meinte dagegen der Historiker. Rathkolb sprach davon, dass es vonseiten der österreichischen Republik mehrfache Ansprüche gebe, nicht nur vor dem Hintergrund des Habsburgergesetzes, sondern auch des Staatsvertrages von St. Germain. Er sprach davon, dass es auch italienische Ansprüche auf einen Teil dieser Juwelen gebe. "Ich rege an, dass eine professionelle, unabhängige Experten- und Expertinnenkommission diese Frage prüft." Es sei eine komplexe Geschichte. "So einfach, wie es sich Herr Karl Habsburg vorstellt, ist es nicht", meinte Rathkolb. Eine rechtliche Prüfung stehe bis heute aus. Wenn es so klar wäre, warum wurde der Schatz dann nach Kanada gebracht und blieb so lange versteckt, stellte sich der Historiker die Frage.
"Es war von Anfang an so geregelt, dass immer zwei Personen davon gewusst haben", sagte Habsburg-Lothringen im Ö1-Morgenjournal. "Das hat meine Großmutter damals so eingerichtet. Ich selber habe absolut gar nichts davon gewusst". Er sei erst vor einem Jahr von seinen Cousins darüber informiert worden. Bei den Juwelen würde es sich um "Objekte aus dem reinen Privatschmuck" handeln.
Sagenumwobener gelber Diamant "Florentiner" darunter
Unter den Stücken ist etwa der sagenumwobene gelbe Diamant "Florentiner", berichtete das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Donnerstag. "Der 'Florentiner' liegt zusammen mit anderen Stücken des Familienschmucks in einem Bankschließfach in Kanada", sagte Familienoberhaupt Karl Habsburg demnach. Diese und weitere wiederentdeckte Stücke sollen nun zunächst in Kanada ausgestellt werden.
Nach Angaben Karl Habsburgs, dem Enkel des letzten österreichischen Kaisers, hatte Kaiserin Zita, die Witwe Karls I., die Juwelen in einem braunen Koffer nach Kanada gebracht. Das Versteck liege in der französischsprachigen Provinz Québec. Dem "Spiegel" wurden aktuelle Fotos der Objekte zur Verfügung gestellt. Es seien die ersten Aufnahmen davon seit mehr als 100 Jahren. Der Wiener Juwelier Christoph Köchert kam laut dem Bericht in einem Gutachten zu dem Schluss, dass die in Kanada aufgetauchten Schmuckstücke echt sind.
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