Fischotter: Export statt Abschuss

Aufgeschoben ist in Kärnten die geplante Jagd auf Fischotter. Stattdessen wird das Raubtier, das den Fischbestand in den letzten sieben Jahren um 70 Prozent reduziert hat, im Rahmen eines EU-Projekts gefangen und nach Holland "exportiert".
Kärntenweit haben sich Fischotter explosionsartig vermehrt: 2004 wurden per Losungszählung 20 Individuen ermittelt, 2014 waren es bereits 160 und der aktuelle Bestand liegt laut Schätzungen bei 450. Das Tier gilt als wählerisch, nimmt meist nur die besten Stücke seiner Leibspeise zu sich und konsumiert Tagesrationen von bis zu drei Kilogramm Fisch.
Gefährdete Urforelle
Jagdreferent Christian Ragger ( FPÖ) hat den Abschussbescheid in der Schublade und ihn auch öffentlich kundgetan. Rein rechtlich wäre die Bejagung – geplant war die Entnahme von drei Tieren pro Jahr – möglich gewesen, weil die Fischotter die im Görtschitz-Fluss beheimatete Urforelle, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten zu finden ist, gefährden.
Nun wurde eine Alternativlösung gefunden, um dem Problem Herr zu werden: Im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts werden Fischotter gezielt entnommen und nach Holland exportiert. Dort betreibt die Naturschutzorganisation "ARK Nature" Otter-Wiederansiedelungs- und Zuchtprojekte. "In wenigen Wochen sollte die Förderbewilligung eintreffen, dann starten wir die Entnahmen", berichtet Renate Scherling, Leiterin der Landesabteilung für Agrarrecht.
Acht Tiere will Kärnten pro Jahr außer Landes schaffen. Selbst das Fangen widerspricht prinzipiell der europäischen Fauna-Flora-Habitatlinie, der Schutz der Bachforelle gilt jedoch abermals als Ausnahmegrund. Daher wurden als Projektgebiet die Bäche Görtschitz, Lölling und Mosinz ausgewählt.
Weil das betroffene Görtschitztal zuletzt durch das Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) traurige Berühmtheit erlangte, stellt Landes-Gewässerökologe Thomas Friedl klar: "Fische und folglich auch Otter aus der Görtschitz sind kontrolliert, die HCB-Belastung liegt jeweils unterhalb jeglicher Grenzwerte." Projektziel sei neben der Senkung des Fischotterbestands die Prüfung, ob und in welchem Ausmaß die Entnahmen zur Erholung der Fischpopulation führen, ergänzt Wildbiologe Roman Kirnbauer.
Das EU-Vorhaben, das mit insgesamt 300.000 Euro gefördert wird, läuft bis 2019; 32 Fischotter werden demnach die holländische Artenvielfalt bereichern. Betrachtet man die Zunahme des Bestandes in den letzten Jahren, geht mit dem Projekt keine Lösung des eigentlichen Problems in Kärnten einher. Daher ist die Zeitspanne bis 2019 als "Schonfrist" für die Räuber zu betrachten, dann wird die Lage neu beurteilt.
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