Felssturz in Tirol: Eine Million Kubikmeter Gestein brach ab

Felssturz in Tirol: Eine Million Kubikmeter Gestein brach ab
Ein Laser-Scanning des Landes ergab „Ladung von rund 120.000 Lkw“.

Nach dem massiven Felssturz in der Silvrettagruppe in Tirol am vergangenen Sonntag wartet das Land mit einer Auswertung über die Kubatur der abgegangenen Felsmassen vom Südgipfel des Fluchthorns auf.

Insgesamt eine Million Kubikmeter an Gestein brach bei dem Felssturz ab, hieß es in einer Aussendung am Freitag. „Das entspricht der Ladung von rund 120.000 Lkw“, veranschaulichte Landesgeologe Thomas Figl.

Der neue Südgipfel des Fluchthorns sei nun um 19 Meter niedriger (3.380 statt wie bisher 3.399 Meter) und liegt rund 30 Meter nordöstlich vom ursprünglichen Ort entfernt. Die vom Land ausgewerteten Daten würden nun als Grundlage für weitere Maßnahmen zur Sicherung der Wanderwege dienen.

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„In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Galtür und der Bezirkshauptmannschaft Landeck prüfen wir nun, inwieweit die aktuell gesperrten Wanderwege im Gebiet verlegt werden können“, kündigte Landesgeologe Werner Thöny an. Zudem werden die Daten der Wissenschaft zur Verfügung gestellt, wurde betont.

Laserscanner im Einsatz

Das Ausmaß des Felssturzes wurde laut den Experten mit einem Laser-Scanning erfasst. Bereits am Dienstag sei eine umfassende Messung des Gebiets vorgenommen worden.

Mit dem Scanner, der an einem Hubschrauber befestigt worden war, hätten hochgenaue Daten der Oberfläche des Abbruchgebietes und der unmittelbaren Umgebung gesammelt werden können, wurde die Vorgangsweise beschrieben.

„Durch den Vergleich mit Messdaten aus dem Jahr 2018 konnte die Kubatur ermittelt werden. Außerdem wurden aussagekräftige Visualisierungen der Veränderungen erstellt“, erklärte Maria Attwenger von der Abteilung Geoinformationen des Landes.

Bereits seit dem Jahr 2005 werden seitens des Landes umfassende Vermessungen des Landesgebiets vorgenommen, hieß es. Jeder Quadratmeter Tirols werde erfasst und in einer Datenbank verwaltet.

Permafrost schmilzt

Die Ursache für den massiven Felssturz, bei dem kein Mensch zu schaden kam, hatte die Landesgeologie im aufgehenden Permafrost verortet. Weitere Felsabbrüche in dem hochalpinen Bereich können zudem nicht ausgeschlossen werden.

Wenn der Permafrost als „Kleber, der die Berge zusammenhält sich langsam verabschiedet, können derartige Ereignisse passieren“, hatte Landesgeologe Figl gegenüber der APA deutlich gemacht. Die Gefahr dafür bestehe ab einer Seehöhe von 2.500 Metern, also „weit weg vom besiedelten Gebiet“.

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Gletscherforscher Kay Helfricht sah indes durchaus Siedlungsgebiete durch ähnliche Vorfälle bedroht. Felsstürze könnten gespeichertes bzw. aufgestautes Wasser freisetzen, das als Mure abgehen könnte. Dadurch seien dann auch Siedlungen potenziell bedroht, auch wenn die Felsstürze an sich in großen Höhen stattfinden, hatte der Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck im APA-Gespräch verdeutlicht.

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