Explosion in Kärnten: 15-Jähriger liebte Experimente

Wissentlich hat ein 15-jähriger Schüler in Feistritz im Rosental seit geraumer Zeit mit hochexplosiven Chemikalien hantiert – bis in der Nacht auf Sonntag eines seiner Experimente mit einem lauten Knall scheiterte. Nach einer Explosion bangt der schwer verletzte Teenager, der Verbrennungen im Gesicht erlitten hat, nun auf der Intensivstation des Klinikum Klagenfurt um sein Augenlicht.
Rege Betriebsamkeit herrscht am Montag im Haus der Familie im Bärental, das der 15-Jährige mit seinem 17-jährigen Bruder, der Mutter, sowie den Großeltern bewohnt. Ermittler gehen ein und aus, Fundstücke werden registriert und fotografiert. Vor Ort sind auch Sprengstoffexperten des Innenministeriums, denn im Haus sollen weitere Stoffe mit Schwarzpulver- oder TNT-ähnlicher Wirkung lagern – das hat zumindest der HTL-Schüler in einer ersten Einvernahme bekannt gegeben.
Hochgefährlich
"Er wusste genau, mit welchen Chemikalien er es zu tun hatte. Es ist anzunehmen, dass noch weitere Substanzen im Haus lagern und dass diese hochgefährlich sind. Ansonsten wurde es beim Hantieren nicht zu solch einer Detonation kommen", sagt Ermittler Gottlieb Türk. Die Sprengstoff-Suche würde zumindest bis Dienstag dauern.
Der Umgang mit gefährlichen Stoffen soll ein Hobby des Burschen gewesen sein: "Er hat gerne Experimente gemacht – in seinem Zimmer, hinter verschlossenen Türen. Was er dort genau getan hat, wissen wir nicht. Er wollte nicht, dass jemand reinkommt. ‚Ich räum das selbst auf, hat er stets gesagt", erzählt die Großmutter, die wie die übrigen Familienmitglieder bei Bekannten wohnt, solange die Ermittler das evakuierte Haus durchforsten. Woher ihr Enkel die Substanzen hatte? "Ich glaub, er bestellt sie im Internet. Ich habe keine andere Erklärung", meint die Oma.
Die Polizei tappt diesbezüglich im Dunkeln: "Es ist unklar, woher der Schüler die Chemikalien bezog und was er plante", meint Polizeisprecher Rainer Dionisio. Auf die Frage, ob ein terroristischer Hintergrund ausgeschlossen werden könne, sagte er: "Wir ermitteln natürlich in alle Richtungen." Es gebe derzeit aber keinerlei Hinweis auf solche Hintergründe.
Nachbarn beschreiben den 15-Jährigen übereinstimmend als "lieben und gescheiten Buben." "Die Mutter ist alleinerziehend und schaut ordentlich auf ihre Kinder", sagt Thomas Slanoutz, der nächste Nachbar in der abgelegenen Streusiedlung.
"Eine Spielerei"
"Der 15-Jährige hat zwar gerne mit Knallkörpern hantiert. Aber das war harmlos, eine Spielerei", fügt der Nachbar hinzu. Ein anderer Anrainer, der ungenannt bleiben will, behauptet hingegen, dass der Bub durchaus auch mit Luftdruckgewehren sowie Gaspistolen "gespielt" und einmal sogar mit seiner Stahlkugel die Windschutzscheibe eines Traktors beschädigt hätte. "Der Vater, der die Familie verlassen hat und seit Jahren als Soldat immer wieder Dienst am Golan schiebt, hat dem Bub und seinem Bruder die Waffen besorgt. Die haben das also im Blut." Die Polizei wollte diese Aussage nicht kommentieren.
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