Erste Studie: HCB mit richtiger Ernährung rasch abbaubar
„Kann die hochgiftige und krebserregende Verbindung Hexachlorbenzol (HCB) im Blut des menschlichen Körpers abgebaut werden? Wenn ja, wie lange dauert dieser Prozess? Und kann man ihn möglicherweise beschleunigen?“
Diese Fragen stellten sich die betroffenen Bürger im vom HCB-Skandal gebeutelten Görtschitztal sowie die Wissenschaftler nach den ersten Blutproben im Jahr 2015. Studien zu HCB gibt es, wie berichtet, bisher weltweit keine. Das jahrelange Monitoring in Kärnten ergab nun, dass die Ausschwemmung des HCB bei Menschen bei entsprechender Ernährung deutlich schneller erfolgt, als erwartet.
Rund 170 Görtschitztaler ließen im Jahr 2015 ihr Blut auf HCB untersuchen. Die Medizinische Universität Wien bat primär Landwirte zu den Tests, weil sie ständig mit kontaminierten Futtermitteln in Berührung gekommen waren und die belasteten regionalen Produkte verzehrt hatten. Aber auch Dutzende Bürger quer durch alle Alters- und Berufsschichten ließen sich durchchecken, was der Studie repräsentativen Charakter gibt.
24 Prozent der getesteten Personen überschritten im Jahr 2015 die österreichweiten Durchschnittswerte. Nach sieben Untersuchungsserien – bis zu vier Mal ließen sich einzelne Personen testen – ist nun klar: Aktuell ist der Anteil auf 14 Prozent gesunken.
Reale Daten
„Damit hat die Wissenschaft erstmals weltweit reales Datenmaterial zum Verhalten und Abbau von HCB vorliegen. Das Ergebnis ist außergewöhnlich und überraschend. Es war ursprünglich nicht zu erwarten, dass der Mensch HCB im Blut derartig rasch reduzieren kann“, sagt Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner von der MedUni Wien, der den Prozess im Görtschitztal seit Bekanntwerden des Umweltskandals begleitet.
Da neben den Blutproben auch stets die Ernährungsgewohnheiten abgefragt wurden, weiß die Wissenschaft nun, wie man HCB möglichst schnell los werden kann. „Menschen, die sich streng an unsere Ernährungsempfehlungen gehalten haben, scheiden das HCB deutlich rascher aus“, betont Hutter. Der Leitfaden riet zum mäßigen Konsum von tierischen Nahrungsmitteln sowie von pflanzlichen Ölen und Fetten. Außerdem wurde den Betroffenen bis 2017 geraten, regionale Produkte nicht zu verzehren.
Konstante Reduktion
Hutter glaubt, dass es wohl noch zehn bis 20 Jahre dauern wird, bis die Blutwerte der Görtschitztaler jenen des Durchschnittsösterreichers entsprechen. „Aber sie verringern sich konstant bei allen Beprobten. Niemand hat einen Anstieg zu verzeichnen.“ Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Umweltmediziner Michael Kundi, arbeitet Hutter derzeit an einer Studie, die sich neben dem HCB-Abbauprozess auch mit den gesundheitlichen Folgen des Umweltgiftes beschäftigt. Diese soll 2019 veröffentlicht werden.
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