Erdbeersaison: Ärger mit Schummelhändlern

Erdbeersaison: Ärger mit Schummelhändlern
Die Ware wird immer öfter als heimisch angeboten, obwohl sie aus dem Ausland kommt, sagen Landwirte.

In der nordburgenländischen Gemeinde Wiesen ist am Montag das Erdbeerfieber ausgebrochen: Auf den Feldern werden die Früchte geerntet, und an den Verkaufsständen haben die Kunden alle Hände voll zu tun, um die Ware im Auto zu verstauen. Obwohl die Aussichten auf die Erdbeer-Ernte gut sind, kommt bei den Bauern Unmut über Schummelhändler auf.

Etwa 300 Tonnen Erdbeeren werden in Wiesen pro Jahr geerntet. Der Großteil wird ab Hof oder im Lebensmittelhandel verkauft. „Heuer schaut es mit der Ernte besser aus als in den Vorjahren“, sagt Michael Habeler, Obmann der Genussregion Wiesener Ananas Erdbeeren. Dennoch gebe es heuer einen Wermutstropfen: Denn nicht bei allem, was am Wegesrand ins Steigerl kommt, handelt es sich um die Erdbeere aus Wiesen.

Geldgier als Motiv

„In den letzten Jahren gibt es immer öfter Händler, die ihre Erdbeeren als heimische Ware anbieten, obwohl sie aus dem Ausland kommt“, kritisiert Habeler. Bereits vor drei Wochen sei das Obst bei so manchem Verkaufsstand feilgeboten worden – zu einer Zeit, als die Beeren noch gar nicht reif gewesen sind. Geldgier sei das Hauptmotiv für die Schwindelei. Rund drei Euro würde ein Kilogramm Erdbeeren in Ungarn kosten, im Burgenland wird das Obst zwischen sieben und neun Euro gehandelt. „Es kann nicht sein, dass die Konsumenten derart hinters Licht geführt werden“, sagt der Obstproduzent.

In der Landwirtschaftskammer (LWK) weiß man um die Taktiken so mancher Händler Bescheid. Irreführende Angaben, wie „feldfrisch“, „vom Bauern“ oder „regional“ würden Kunden eine inländische Herkunft suggerieren. „Beim Kauf von Erdbeeren empfehle ich den Konsumenten, unbedingt auf die Herkunft zu achten“, erklärt LWK-Präsident Niki Berlakovich. Am besten sei es, ab Hof zu kaufen.

Habeler macht sich für Herkunftskontrollen stark. Er appelliert an die Politik, Händler stärker zu kontrollieren. Denn es gibt keine Daten, wie viel Obst nicht korrekt ausgezeichnet ist. Daher soll eine österreichweite Datenbank aufgebaut werden. Im Büro von Agrar-Landesrätin Verena Dunst ( SPÖ) heißt es, dass auch im Vorjahr der Großteil der Obststände u. a. mittels Isotopenanalyse kontrolliert wurde (siehe Zusatzbericht). Bei falschen Angaben droht dem Händler eine Strafe von bis zu 1450 Euro. Heuer werde es verdeckte Kontrollen geben.

Das Problem mit der Herkunftsbezeichnung gibt es auch bei Marillen, sagt Obstbaupräsident Johann Plemenschitz. „Nur beim Apfel haben wir das nicht. Denn im Winter stellt sich keiner an ein Verkaufsstandl.“

Mit Hilfe der Isotopen-Analyse Fälschern auf der Spur

Die Sorge um die Herkunft von Lebensmittel scheint berechtigt. Bei einer  Razzia von Europol und Interpol sind von Dezember 2017  bis März 2018 weltweit
 3620 Tonnen Lebensmittel und 9,7 Millionen Liter verfälschte oder minderwertige Getränke beschlagnahmt worden. In Österreich habe es in puncto Qualität keine Beanstandungen gegeben,  allerdings seien einige Kennzeichnungen nicht korrekt gewesen.
Bei  Obst- und Gemüsekäufen am Stand rät die Landwirtschaftskammer, den Händler  einfach nach der Herkunft zu fragen. Erkundigt man sich, wie der Bauer heißt, von dem die Ware stammt, könne der Händler  kaum ungestraft lügen.
Im Labor der  Imprint Analytics GmbH  im  burgenländischen Neutal geht man der Herkunft von Lebensmittel mittels Isotopen-Analyse auf die Spur. Isotope (verschieden schwere Arten des gleichen Elements) dienen als Schlüssel zur Herkunftsbestimmung.   
„Wir haben vom Land Burgenland  den Auftrag, Erdbeeren und andere Obst zu untersuchen“, sagt   Imprint-Analytics-Geschäftsführer Bernd Bodiselitsch. Zu den Ergebnissen der Untersuchungen könne er sich nicht äußern.  Das sei  ähnlich sensibel wie eine Patientenakte vom Arzt. Für Obstbauer Michael Habeler hilft oft schon der gesunde Menschenverstand: „Dem Konsumenten muss klar sein, dass er im April keine heimischen Erdbeeren zu kaufen bekommt.“

 

CSI Erdbeere

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