„Ein Zeichen des Respekts“
Neben der Gedenkstätte, dort, wo Jörg Haiders VW Phaeton wegen zu hohen Tempos von der Straße abkam, stehen schon am Vormittag zwei Paletten Kerzen, rote und weiße. Vorbereitungen wohl schon für die Kranzniederlegung, die das BZÖ vor dem fünften Todestag seines Gründers am Donnerstag Nachmittag vornahm.
„Er hat die Sorgen und Anliegen der Bürger gehört“, sagte Gerald Grosz, designierter neuer Parteichef des BZÖ, über Haider. „Selbst fünf Jahre nach seinem Tod bewegt er das ganze Land.“ Haiders Schwester Ursula Haubner nahm als Vertreterin der Familie daran teil. „Wir erinnern uns dankbar an einen besonderen Menschen und außergewöhnlichen Politiker, der mit viel Einsatz seinen politischen Weg gegangen ist“, sagte sie. „Aber wenn manche jetzt glauben, Jörg Haider fünf Jahre nach seinem Tod alles unterschieben zu können, was in dieser Republik nicht funktioniert, dann verwahre ich mich als Schwester dagegen. Ein Toter kann sich nicht wehren.“
Claudia Haider, die Witwe, kam nicht. Sie kümmere sich um die Gedenkfeier im Bärental, die am Freitag stattfindet, ließ sie wissen. 100 Trauergäste werden in der kleinen Kapelle erwartet. „Ich gebe mir da sehr viel Mühe. Die Gedenkfeier soll vom Herzen getragen sein.“
Auch der rote Nachfolger Haiders als Landeshauptmann, Peter Kaiser, wird der Gedenkstätte im Bärental einen Besuch abstatten und einen Kranz niederlegen. So wie zuvor schon am Grab des Altlandeshauptmanns Leopold Wagner. „Unabhängig von der politischen Zugehörigkeit ist das für mich ein Zeichen des Respekts gegenüber den Verstorbenen und ihren Familien“, begründet Kaiser. „Jeweils alle fünf Jahre werden wir seitens der Landesregierung an den Grabstellen der verstorbenen Landeshauptmänner gedenken.“
Im Grab umdrehen
In den Gasthäusern zwischen Klagenfurt und Feistritz wird diskutiert. Mehr die Medienberichte und das Wahlergebnis des BZÖ. „Der Jörg tät’ sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was die aus seiner Partei gemacht haben“, ärgert sich ein Mann. Kritik an der Person Haider und seiner Politik ist rund um den Todestag kaum zu hören.
An der Unfallstelle in Lambichl, gute 20 Fahrminuten von Haiders Heimatgemeinde Feistritz im Rosental, stehen bereits seit Tagen brennende Grabkerzen, Bilder vom jungen und älteren Haider sind um ein Gesteck drapiert: Es stammt von Haiders 95-jähriger Mutter. Zur Feier zu ihrem 90. Geburtstag war Haider in der Unfallnacht unterwegs.
Auch Verschwörungstheoretiker haben wieder Auftrieb, nützen den Jahrestag. „Wahrheit für Haider“, steht da auf einem Plakat an der Unfallstelle Lambichl. „Du wurdest beseitigt“, auf einem anderen.
Johann Haas und seine Frau Ruzica kamen extra aus Villach, um Kerzen anzuzünden. „Es war mir ein Bedürfnis“, betont Haas, der zum ersten Mal da ist. „Für mich war er ein super Landeshauptmann, er hat für die Familie etwas übrig gehabt. Und er war ein gerader Mensch.“
Seine Frau Ruzica beugt sich zu den Inschriften auf den vielen kleinen Steinen und Herzchen hinunter. „Für uns war die Todesnachricht ein Schock, sein Tod war das Schlimmste“, erinnert sie sich. Dass Haider in Kärnten immer noch wichtig sei, sehe man an der Gedenkstätte, glaubt sie. „Er war beliebt, das sieht man an den vielen Kerzen.“ Ihr Mann Johann schmunzelt. „Es hat ja im Schnitt nicht einen Kärntner gegeben, dem er nicht zumindest einmal selbst die Hand geschüttelt hat.“
Die Ehre erwiesen
Hans-Dieter Stromberger aus dem Gurktal ist nicht zum ersten Mal hier, er habe „den Jörg“ persönlich gekannt. „Deshalb ist es für mich selbstverständlich, ihm die Ehre zu erweisen.“ Haider fasziniere auch heute noch. „Wegen seiner Art, jedem zuzuhören, er hat jeden angeschaut, wenn jemand was zu ihm gesagt hat. Das macht ja heute keiner mehr.“
Freilich gesteht Stromberger zu, dass auch Haider Fehler gemacht habe. „Er hat natürlich polarisiert, er war Populist, das ist kein Thema. Aber grundsätzlich war er ein sehr herzlicher Mensch.“
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