Drogen: Kritik an Kickls Kärnten-Offensive

Drogen: Kritik an Kickls Kärnten-Offensive
Mit einer Spezialeinheit hätte man keinen der 13 Todesfälle im Land verhindert, heißt es aus dem Süden

Die Kärntner Drogenproblematik, die sich mit bisher 13 Todesopfern im Jahr 2018 in Zahlen messen lässt, hat nun Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) auf den Plan gerufen. Er will Beamte der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) nach Kärnten entsenden. Aus dem Süden Österreichs erhält er jedoch die Nachricht, dass er mit dieser Maßnahme diese Serie kaum stoppen werde.

Kickl plant, Spezialkräfte aus Wien abzukommandieren“, bestätigt ein Sprecher einen Bericht der Kärntner Krone. Wie viele Beamte es schließlich sein, wann sie losgeschickt und wie lange sie in Kärnten bleiben würden, sei noch nicht fixiert. Kickl habe aber die Polizei bereits angewiesen, die Kontrollen auf der Drogenhauptroute über Slowenien nach Kärnten zu verschärfen. Und vermehrte Razzien in Asylheimen seien in Auftrag gegeben.

Aus Darknet bezogen

In Kärnten hält sich hartnäckig das Gerücht, dass eine afghanische Tätergruppe aus Villach und eine nigerianische aus Klagenfurt die Todesdrogen in Umlauf gebracht hätten. Diese Dealer seinen ein Problem, ja, sagt die Polizei, hätten aber mit den Toten nichts zu tun. „Ermittlungen ergaben, dass keines der 13 Opfer die Drogen von dieser Tätergruppe bezogen hat“, sagt Herbert Rogl vom Landeskriminalamt. Vielmehr hätten sie die Mixturen im Darknet (versteckter Bereich des Internets) erworben. Außerdem ist es erwiesen, dass die Opfer primär aus dem ländlichen Raum kamen. „Nur drei der 13 Drogentoten lebten in Klagenfurt oder Villach“, klärt Karl Schnitzer von der Suchtgiftgruppe auf. Auch sie waren nicht auf Verbindungsleute in den Hotspots Klagenfurt und Villach angewiesen.

Rogl lässt Kickl natürlich nicht abblitzen, meint diplomatisch: „Wir haben bereits EGS-Beamte in Kärnten, arbeiten auf konstant hohem Niveau, was die Drogenstatistik beweist (Die Zahl der Anzeigen ist in Kärnten 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 33 Prozent gestiegen, Anm.), dennoch ist Unterstützung durch EGS-Kräfte aus Wien selbstverständlich jederzeit willkommen. Ich habe aus dem Ministerium jedoch noch keine Verständigung erhalten.“

Wolfgang Wladika, Primarius der Abteilung für Jugend-Neurologie und –Psychiatrie am Klinikum Klagenfurt hält Kickls Plan für eine „Akutmaßnahme, die keine oder kaum Auswirkungen auf Drogentote haben wird.“ Die Betroffenen seien schwer kranke Personen mit „Hochrisikoverhalten“ gewesen und hätten zum Drogenmix gegriffen. Dies zu verhindern, sei schwierig.

Angebot wird ignoriert

Das Land Kärnten hat übrigens jeden Todesfall noch einmal durchleuchtet und erkannt, dass keines der 13 Opfer vor seinem Tod akut in Behandlung war. „Einige waren es überhaupt noch nie, einige haben die Therapie vor Jahren absolviert. Wir können nur die Angebote setzen, aber niemanden dazu zwingen, sie auch anzunehmen“, sagt Barbara Drobesch von der Landesabteilung Suchtprävention. Auch aktuell würden sich von geschätzten 1750 Opiatabhängigen in Kärnten nur 60 Prozent in Therapie befinden.

Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) kündigt indes an, von der Prävention bis hin zur Therapie auf allen Ebenen nachzuschärfen. Dies müsse auch bei den Strafen für Drogendealer passieren. Am 11. September wird das Land eine entsprechende Resolution an den Bund verabschieden.

Kommentare