Dracula war fast Oststeirer

Ein Schloss mit Wassergraben spiegelt sich im ruhigen Wasser.
Eine aktuelle Ausstellung beschäftigt sich mit dem Phänomen Vampir

Lange bevor die sexy Vampire aus dem Hollywood-Blockbuster "Twilight" ins Rampenlicht traten, gab es Graf Dracula aus Transsylvanien – der Vampir schlechthin. Doch vor ihm gab es noch "Carmilla", eine Vampirin. Und sie soll nicht im fernen Rumänien, sondern in der Oststeiermark ihr Unwesen getrieben haben. Genauer gesagt im Schloss Hainfeld: Bereits 1872 erschien die Novelle des Iren Sheridan Le Fanu über Carmilla. Auch Bram Stoker wollte seinen Dracula ursprünglich in der Oststeiermark ein zu Hause geben.

Seit Jahrhunderten lässt Schriftsteller und Leser die Faszination der Untoten nicht los. Spitze Zähne, bleiche Haut, sonnenlichtempfindlich und allergisch auf Knoblauch: Die üblichen Klischees über die Blutsauger sind Allgemeingut. Im GrazMuseum versucht aber eine Ausstellung, dem Zauber rund um die Gestalten auf den Grund zu gehen.

"Der Glaube an Vampire kennzeichnet sich durch eine Mischung aus Angst und Faszination", beschreiben die Kuratoren ihre Schau, die sich in mehrere Elemente teilt: Die Angst des Menschen vor dem Tod, der Kampf Naturwissenschaft gegen tradierten Aberglauben, der Vampir als Verbrecher und Lustobjekt – das sind Aspekte der Ausstellung.

Mythos

Wichtig ist den Gestaltern aber, den Mythos mit der jeweiligen Zeit in Verbindung zu bringen. So falle die Erfindung der Vampirgeschichten im 19. Jahrhundert nicht von ungefähr mit Industrialisierung und ihren Folgen zusammen. "Der Vampir ist eine Reaktion auf die veränderte Erfahrung von Welt, die mit der Aufklärung bereits in Gang gesetzt wurde", beschreiben die Gestalter. Aus Schauer- und Gespenstergeschichten der Romantik sei der Vampir als neue Figur geboren worden. "Die Mythologie entwickelt sich aus Gegensätzen wie Stadt und Land, Glaube und Wissenschaft, Vernunft und Triebhaftigkeit."

Die Ausstellung beantwortet letztlich aber auch die Frage, warum Bram Stoker seinen Dracula 1897 dann doch nicht in der Steiermark spielen ließ. Das Land schien dem Autor im 19. Jahrhundert bereits durch Eisenbahn und Industrialisierung zu modern für den Aberglauben an einen blutsaugenden Grafen.

INFORMATION"Carmilla, der Vampir und wir", GrazMuseum, bis 31. Oktober 2014, täglich außer Dienstag 10 bis 17 Uhr, Erwachsene 5 €, Kinder und Jugendliche unter 18 kostenlos. www.grazmuseum.at

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