Die weibliche Seite des Terrors
Ihr Mann solle ihr Sprengstoff um den Körper binden. Danach gehe sie zum Verteidigungsministerium und "Buff, Explosion". Seitenweise fand der Verfassungsschutz solche und ähnlich belastende Inhalte in Chat-Protokollen am Computer und auf den Handys jenes Paares, dass als die Terrorverdächtigen von Baden (NÖ) Schlagzeilen gemacht hat.
Zulihan J. ist eine 36-jährige in Baden lebende Tschetschenin, die ihren Ehemann (nach islamischem Recht), Adam A. (25), über das Internet kennengelernt hat. Da der Mann anfangs noch in Belgien lebte, gibt es seitenweise Chat-Protokolle der beiden auf diversen Foren. Die Verfassungsschützer hatten jede Menge zu lesen. Aus den Chats gehe hervor, dass Zulihan J. versucht hat, ihren Mann zu überreden, mit ihr zusammen für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) nach Syrien in den Dschihad, den Heiligen Krieg, zu ziehen.
Die Tschetschenin hatte Kontakt mit einem IS-Anführer namens "Bajro" in Syrien. Von dessen Truppe sollen 19 Menschen getötet worden sein. "Bajro" gab ihr Tipps, wie das Paar nach Syrien gelangen kann. Um nicht aufzufliegen, soll sich die 36-Jährige verschiedene Identitäten zurechtgelegt haben. Laut Verfassungsschutz hat die Frau auch einige Anstrengungen unternommen, das belastende Material wieder von den Geräten zu löschen.
Für ihren Verteidiger, Wolfgang Blaschitz, basieren die Vorwürfe auf "Luftschlössern". "Gedanken sind frei. Im Zeitalter von Internet-Chats kann man allerdings alles später nachlesen. Das mit dem Sprengstoffgürtel wurde 2014 geschrieben. Meines Wissens gibt es bis heute keinen Sprengstoffanschlag auf das Verteidigungsministerium" so Blaschitz.
Frauen spielen im Dschihadismus eine immer größere Rolle. Ein beträchtlicher Teil der "Foreign Fighters" in Syrien oder dem Irak sind weiblich.
IS-Postergirls
Die Geschichte der beiden bildhübschen "IS-Postergirls" Sabina S. und Samra K., die von Österreich in den Dschihad zogen, sorgte für internationales Echo. Beide kamen vermutlich ums Leben.
Eine parlamentarische Anfrage der grünen Abgeordneten Aygül Berivan Aslan an Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) behandelt diese Problematik. So lagen mit Stichtag 31. August Hinweise vor, dass 280 Personen von Österreich aus in das Kriegsgebiet Syrien/Irak gereist sind, oder reisen wollten. Darunter waren 59 Frauen. Sobotka weiter: "Unter den 87 Personen, die nach Österreich zurückgekehrt sind, waren 13 Frauen." 50 der 280 "Foreign Fighters" konnten von den Behörden an der Ausreise gehindert werden, darunter 22 Frauen.
Die Radikalisierung innerhalb des islamistisch-salafistischen Spektrums ist kein rein männliches Phänomen mehr. "Frauen nehmen mitunter eine tragende Rolle ein. In den vergangenen Jahren wurde festgestellt, dass junge Frauen vermehrt ausreisen, sich aus eigenem Entschluss in Kriegsgebiete begeben und sich dem IS anschließen", so Sobotka in der Anfragebeantwortung. Laut Innenministerium dürfte bei jüngeren IS-Sympathisantinnen die Loslösung vom Elternhaus im Vordergrund stehen. Mit zunehmenden Alter sei dann der Aufbau einer eigenen Familie mit einem "heroischen Kämpfer" der primäre Motivationsfaktor.
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