Die Lehre ist wieder im Aufwind
Wenn Wirtschaftskammer-Präsidentin Sonja Zwazl über Erfolgsgeschichten spricht, dann erzählt sie gern von Matthias Lemp. 2003 stand der Niederösterreicher bei den Berufsweltmeisterschaften in St. Gallen ganz oben auf dem Siegertreppchen, zwei Jahre später wagte der gelernte Gas-, Wasser- und Heizungsinstallateur den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute beschäftigt Lemp laut eigenen Angaben 25 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei fünf Millionen Euro.
Allerdings bräuchte Niederösterreich noch viel mehr Lemps. Denn nach wie vor gibt es einen eklatanten Fachkräftemangel. Vor allem in den technischen Bereichen suchen Unternehmen händeringend nach Nachwuchs, aber auch Fleischer, Friseure oder Tischler werden dringend benötigt. „Alle Betriebe, die ich besuche, suchen nach Lehrlingen“, sagt Zwazl.
Optimismus
Dennoch gibt es Grund für Optimismus: Laut einer Statistik der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) ist die Zahl der Lehranfänger in NÖ Betrieben seit 2015 um 15 Prozent gestiegen (siehe Grafik). Während im Jahr 2018 4651 junge Menschen eine Lehre begonnen haben, waren es 2015 noch um rund 600 Personen weniger.
Auch kurzfristig gesehen geht es aufwärts. Von 2017 auf 2018 konnte Niederösterreich bei den Lehranfängern um 2,1 Prozent zulegen. Damit liegt NÖ im Bundesländervergleich an der Spitze. Denn österreichweit ist die Zahl der Lehrlinge nur um 1,2 Prozent gestiegen.
Für die Präsidentin der WKNÖ ist der Trend kein Zufall. Man habe mit vielen Initiativen versucht, den Lehrlingsmangel offensiv zu bekämpfen. Eines dieser Projekte ist der Begabungskompass, der im Bundesland mittlerweile flächendeckend angeboten wird. Bei dieser Aktion werden Jugendliche in der dritten Unterstufe getestet, um herauszufinden, wo ihre Stärken und Interessen liegen. Pro Jahr sind das rund 13.000 Burschen und Mädchen, die diesen Talente-Check absolvieren.
„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen sich nach dem Begabungskompass mehr mit den Angeboten auseinandersetzen und sie auch an Selbstbewusstsein gewinnen“, sagt Zwazl.
Sehr gut angenommen wird auch das kostenloses Auslandspraktikum („Let’s Walz“) für Lehrlinge, das von den nö. Sozialpartnern ins Leben gerufen wurde. Junge Menschen bekommen dabei die Chance, im Rahmen eines vierwöchigen Auslandspraktikums neue Arbeitsweisen kennenzulernen, Internationalität „live“ zu erleben und damit Lebenserfahrung zu sammeln und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
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