Der Schmäh mit den Schecks
Dinner für 15 Gäste, an fünf Tagen hintereinander, 2025 britische Pfund sollte es dafür geben. „Die Anfrage hat interessant geklungen“, erinnert sich Wirtin Sonja Reiter. „Auch der Preis war ein sehr guter. Also hab’ ich zurückgeschrieben, dass wir sehr gerne etwas zusammenstellen.“
Doch schon bei den nächsten Mails der „Abbott Landscape & Garden Services“ wurde die Lokalbesitzerin aus Judendorf-Straßengel in Graz-Umgebung stutzig. „Binnen fünf Minuten war eine Antwort da, direkt mit Namen angesprochen wurde ich nicht. Auch auf das Menü ist nicht eingegangen worden.“ Dennoch schickte sie ihr OK ab und erhielt einen Scheck per Post: Statt 2000 lautete er auf 6500 Pfund. „Ein Irrtum“, wurde der Steirerin erklärt. Sie möge das überzählige Geld rücküberweisen.
Geplatzt
Der Schmäh mit den Schecks tauche neuerdings wieder öfter auf, bestätigt Oberstleutnant René Kornberger von der Landespolizeidirektion Steiermark. „Gutgläubige lösen den Scheck ein, kriegen das Geld aufs Konto, zahlen die überzählige Summe retour. Aber nach ein paar Wochen platzt der Scheck.“ Die Bank des Opfers zieht das zunächst gutgebuchte Geld dann wieder ein. Vom Geschäft bleibt dann nur noch ein Verlust.
3658 Betrugsfälle wurden im Vorjahr in der Steiermark gemeldet, von einfachem Betrug mit ein paar Euro Schadenssumme bis hin zu schweren Verbrechen. Gegenüber 2011 ist das ein Plus von 19 Prozent. Betrug über Internet und Mail wird in der Statistik nicht eigens ausgewiesen, doch „die Delikte übers Netz sind steigend“, ist Kornberger überzeugt. „Es vergeht kein Tag, wo wir nicht so eine Information kriegen.“
Gewinn
Es gebe Fälle, bei denen Betroffene bis zu 70.000 Euro verlieren. Die Schmähs sind bekannt: Glücksspiele, die per Mail Gewinne versprechen gegen Vorausgebühr. Schreiben, in denen das Erbe von Angehörigen angekündigt wird. Hilferufe, ein Freund sitze ohne Geld im Ausland fest. Das Mobiltelefon, das als Schnäppchen angeboten und erst nach Überweisung geliefert wird.
Die Täter sind meist organisierte Gruppen, die weltweit verstreut über verschiedene Server arbeiten. Das macht es schwer, sie zu fassen. „Das Gegenüber ist sehr kreativ“, warnt Kornberger. „Es wird immer neue Erscheinungsformen des Internet-Betruges geben.“
Auch über Dating-Portale finden Betrüger ihre Opfer: Jüngst fielen zwei Steirerinnen auf Männer herein, die angeblich in Südafrika festsaßen sie überwiesen 30.000 Euro. Aus Vorarlberg wurden Fälle bekannt, wonach Betrüger kopierte Internet-Auftritte bestehender Hotels kopiert hatten und Vorauszahlungen von Gästen abfingen und Buchungsbestätigungen verschickten.
Kornberger mahnt zu einer gesunden Portion Skepsis. „Man sollte sich auf solche Internet-G’schichten überhaupt nicht einlassen.“ Wie Wirtin Sonja Reiter. „Uns ist kein Schaden entstanden. Glücklicherweise haben wir gleich gecheckt, was da los ist.“
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