"Der persönliche Kontakt fehlt schon"

"Früher, da habe ich die Gendarmen persönlich gekannt. Man hat sich gegrüßt. Heute bist du anonym. Man kennt niemanden mehr", erzählt Heinz Holzer. Der 69-Jährige lebt seit mehr als 40 Jahren in Mödling und kann sich noch gut an den "Dorfpolizisten" erinnern. Die Rückkehr eines solchen fände er toll. Wie berichtet, will das Innenministerium ein neues Sicherheitspaket umsetzen. In den Bezirken Mödling, Eisenstadt, Graz und Schärding soll es bis Ende 2016 Pilotprojekte geben. Neben Sicherheitsgemeinderäten sollen "Sicherheitsbürger" und eben "Community-Polizisten" das Sicherheistgefühl erhöhen und Bürger in die Polizeiarbeit einbinden.
Unsicher fühlt sich Holzer dieser Tage zwar nicht, und auch Streifenbeamte sieht er durch die Straßen patrouillieren, doch der persönliche Kontakt fehlt ihm. "Wenn man sich am Würstelstand trifft und dem Gendarmen erzählt, was einem aufgefallen ist – das war schon gut." Heute fühle man sich am Posten "als Nummer 666."
Auch Siegfried Stöberl, einer von 16 "Stadtbetreuern", die in Mödling Missstände an den Wirtschaftshof melden, erzählt, dass der Kontakt zwischen Polizei und Bevölkerung besser sein könnte. Viele junge Polizisten würden nur kurz in der Stadt arbeiten.
Kommunikation ist für Markus Haindl von der nö. Landespolizeidirektion dazu der Schlüssel. Wie das Konzept des "Community-Polizisten" in der Praxis funktioniert, wird das Pilotprojekt zeigen. "Ein Ziel ist es, dass wir uns stärker mit Gemeinden, Vereinen, Schulen und Multiplikatoren vernetzen", erklärt Haindl. Regelmäßiger Kontakt mit Gemeindeverantwortlichen und den "Sicherheitsbürgern" sei wichtig. Beamte sollen ihr Wissen weitergeben. Ob es mehr Polizisten braucht, werde die Evaluierung des Projekts zeigen.
Zeiten haben sich geändert
Dass der Dorfpolizist in seiner ursprünglichen Form zurückkehrt, glaubt Eisenstadts Stadtpolizeikommandant Fritz Tinhof nicht. "Ich kann nicht etwas wieder aufleben lassen, wenn sich die Zeiten verändert haben", sagt Tinhof. Vielmehr gehe es darum, die Bürger besser und zeitnaher zu informieren und die Kommunikation zu optimieren.
In Eisenstadt wird es vorerst zwei Community-Polizisten geben, schon bald soll das Team auf fünf Beamte aufgestockt werden. "Beide Seiten sollen profitieren", wünscht sich der Polizeichef. Die Polizei werde die "Sicherheitsbürger" auf vermehrt auftretende Straftaten aufmerksam machen, diese sollen die Infos in ihrem Viertel weiter verbreiten. "Die Gesellschaft glaubt mittlerweile einem authentischen Bürger mehr, als einem Stadtpolizeikommandanten", sagt Tinhof.
In Wels (OÖ), wo seit der Gemeinderatswahl im Herbst ein blauer Bürgermeister regiert, setzt die Politik bereits jetzt auf verschiedene Maßnahmen, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu heben: Im November wurden am stark frequentierten Kaiser-Josef-Platz sowie am Hauptplatz fünf Videokameras installiert. "Die Rückmeldungen sind positiv. Wir evaluieren, was es objektiv gebracht hat", sagt Sicherheitsstadtrat und Vizebürgermeister Gerhard Kroiß ( FPÖ).
Ab April starten in den Stadtteilen "Sicherheitssprechstunden", zu denen die Bürger eingeladen werden. Dort kann man sich direkt an Vertreter von Politik, Polizeiinspektion und kommunaler Ordnungswache wenden. "Nicht im Plenum, sondern in kleiner Runde. Die Leute sollen ohne Scheu erzählen, wo der Schuh drückt", sagt Kroiß, der mehr als 30 Jahre Polizeibeamter war.
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