"Werde immer Angst haben"

Eine Hand hält ein transparentes Kniemodell.
PIP-Opfer berichtet über ihren jahrelangen Leidensweg.

Ich werde immer Angst haben", sagt die 26 Jahre alte Carola S. aus der Südoststeiermark. "Wegen der Unsicherheit und der ständigen Schmerzen habe ich Panikattacken gehabt. Ich habe Angst, dass sich das Brustkrebsrisiko erhöht. Dass noch Silikonreste in meinem Körper drinnen sind und ich eine Vergiftung habe. Ich mache mir Sorgen, dass mein kleiner Sohn ein höheres Allergierisiko hat." Die zweifache Mutter ist eine der österreichischen Betroffenen, die sich durch als mangelhaft kritisierte Silikonbrustimplantate des Herstellers Poly Implant Prothese (PIP) geschädigt fühlen.

Am kommenden Mittwoch (17. April) beginnt die gerichtliche Aufarbeitung des riesigen Skandals der Schönheitsmedizin: In Marseille stehen PIP-Firmengründer Jean-Claude Mas und vier leitende Angestellte des insolventen Unternehmens wegen vorsätzlicher Täuschung vor Gericht. Tausende Frauen haben sich als Privatbeteiligte angeschlossen, darunter 73 Österreicherinnen. Eine davon ist Carola S., die sich im Vorfeld zu einem Interview mit der APA bereit erklärt hat. "Mir ist vor allem wichtig zu sagen, dass Frauen nicht ins Ausland fahren sollen, um Brust-OPs machen zu lassen", betonte sie. Sie ist überzeugt, dass bei ihr schon das Einsetzen der Implantate nicht fachgerecht erfolgt sei.

Tausende Geschädigte

Tatsächlich gibt es in anderen Ländern nach Behördenangaben zigtausende Geschädigte, in Deutschland beispielsweise wird ihre Zahl auf etwa 30.000 geschätzt, sagte die Juristin Ulrike Wolf vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). In Österreich beschränkt sich die Anzahl der Opfer, denen die Implantate hier eingesetzt wurden, auf eine Handvoll, weil es keinen Direktimporteur für die PIP-Erzeugnisse gab. Alle anderen der 73 vom VKI betreuten Betroffenen erhielten die Silikonkissen im Ausland.

Carola S. hat die Implantate am 30. Oktober 2007 in einer Beautyklinik in Prag einsetzen lassen. Nach der Geburt des ersten Sohnes sei "die Brust ganz weg gewesen". Mit dem "gemachten" Busen hat sie sich aber nie wohlgefühlt: "Es hat von Anfang an nicht gepasst. Die ersten zwei Monate nach der Operation konnte ich nicht einmal eine Autotür alleine zumachen." Auch nachdem der Heilungsprozess längst abgeschlossen war, hatte sie immer wieder Schmerzen. Mehrfach sei sie in ihrem Heimatbezirk und auch in der Landeshauptstadt bei Untersuchungen gewesen, die Ärzte hätten aber nichts entdecken können. Erst ein bekannter Wiener Schönheitsmediziner stellte die Diagnose Kapselfibrose. Eine solche Fremdkörperreaktion führt häufig zu starken Schmerzen und oft auch zu Verformungen der Brust.

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