Das "Mädchen", dessen Schädel auf dem Berg gefunden wurde

Das "Mädchen", dessen Schädel auf  dem Berg gefunden wurde
Mitten am Tag verschwindet die junge Vorarlbergerin Gloria Albrecht. Sechs Monate lang gibt es keine Spur zu ihrem Verschwinden.

Gloria Albrecht wacht an diesem Tag auf und denkt sofort daran, dass sie bald los muss. Der 5. März 2018 ist ein Montag wie jeder andere in der ländlichen Vorarlberger Gemeinde Lustenau. In der ruhigen, von Einfamilienhäusern geprägten Ortschaft leben rund 23.000 Menschen. So auch die 26-jährige Gloria. Zu dieser Zeit bewohnt sie wieder ihr altes Kinderzimmer in ihrem altem Zuhause bei ihrer Mutter Christina. Erst vor Kurzem kehrte sie nach einem vierjährigem Aufenthalt in Wien, wo sie eine Ausbildung absolvierte, wieder in ihren Heimatort zurück. „Sie sollte hier einen Job im Sozialbereich antreten und hat sich wahnsinnig über diese Zusage gefreut, das war genau ihr Ding“, sagt Christina Albrecht. „Als nächstes wollte sie eine eigene Wohnung suchen.“

Das "Mädchen", dessen Schädel auf  dem Berg gefunden wurde

Christina Albrecht blickt auf den 5. März 2018 mit Wehmut zurück, denn an diesem Tag hat sie ihre Tochter Gloria, ihr „Mädchen“, das letzte Mal gesehen. “Sie hat mir erzählt, dass sie am Samstagabend in einem Lokal war und dass sie dort ihre Jacke samt Handy und Geldbörse verloren hat. Also wollte sie an diesem Montag zuerst zum Handyshop wegen einer neuen SIM-Karte und dann zur Bank, um eine neue Bankomatkarte zu beantragen. Das dürfte sie dann auch getan haben.“

Im Computersystem des Handyshops, der in der Nachbarortschaft Dornbirn in einem Einkaufszentrum liegt, ist Gloria Albrechts Besuch um 11.25 Uhr dokumentiert. Ungefähr eine halbe Stunde später filmt sie die Überwachungskamera der Volksbank in Lustenau. Doch danach verliert sich ihre Spur. Sie kommt am Abend nicht nach Hause, ihre Mutter macht sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht viele Gedanken, weil Gloria immer wieder bei Freundinnen übernachtet hatte. Als sie jedoch am Tag darauf, also am Dienstag, erneut nicht nach Hause kommt, wird Christina Albrecht nervös.

Sie ruft ihren Ex-Mann und Glorias Vater Jürgen Albrecht an, gemeinsam eilen sie panisch zur örtlichen Polizeiinspektion, um ihre Tochter vermisst zu melden. „Wir sollen uns keine Sorgen machen, die junge Frau ist vermutlich irgendwo unterwegs. Die taucht wieder auf. Das hat der Beamte zu uns gesagt. Wir wurden überhaupt nicht ernst genommen. Stattdessen hat man uns versichert, dass unser Kind sicher wieder kommt.“

Doch Gloria kam nicht wieder. Die Monate vergingen, die Aufnahmen der Überwachungskamera der Bank in Lustenau sind die letzten Bilder, die es von ihr gibt. Kein Lebenszeichen. Christina Albrecht sah sich die Videoaufnahmen an. „Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Sie hat sich völlig normal verhalten. Nur die Sache mit dem roten Rucksack gab und gibt mir auch heute noch zu denken“, sagt sie.

Gloria hätte ihren roten Stoffrucksack an jenem Montagmorgen mitgehabt, aber auf den Aufnahmen der Videokamera war er nicht zu sehen. „Das ist doch seltsam. Also muss sie mit einer zweiten Person unterwegs gewesen sein, die draußen gewartet hat, vielleicht in einem Auto, in dem der Rucksack gelegen hat“, sagt Christina Albrecht.

Das "Mädchen", dessen Schädel auf  dem Berg gefunden wurde

Ein halbes Jahr lang quälende Gedanken und unzählige Fragen. Ein halbes Jahr, in dem die Befragungen und Ermittlungen der Polizei nichts ergeben. „Es wurden umfangreiche Abklärungen getroffen. Es wurde versucht, mit Personen Kontakt aufzunehmen, die zu ihrem Freundeskreis zählen, mit denen sie öfter unterwegs war. Nach ihrem Auftreten in der Bank gibt es niemanden mehr, der sagen kann, dass er Gloria Albrecht gesehen hätte“, erklärt der Leiter des Vorarlberger Landeskriminalamts Philipp Stadler.

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