"Killer gesucht": 12 Jahre Haft für Mord, der nie passiert ist

Akten auf einem Tisch
Wiener soll im Darknet nach Mörder für seine Ex-Frau gesucht haben. Doch das Geld erhielten Betrüger – und das FBI las mit. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Mann, der sich "Jason" nannte, wusste ganz genau, was er wollte: 8.000 US-Dollar zahle er einem Auftragsmörder, wenn dieser seine Ex-Frau töte. 11.000 US-Dollar wären es aber "mit Sonderkonditionen", zitiert die Staatsanwältin aus Chats: "Die muss man sich einmal anhören. Das Opfer soll möglichst qualvoll umgebracht und der Kopf abgetrennt werden."

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Der 33-jährige Angeklagte sitzt in schwarzem Anzug und weißem Hemd im Straflandesgericht Graz vor den Geschworenen, Graz deshalb, weil die Ex-Frau und er in der Steiermark lebten.

Das FBI las mit

Angeklagt ist versuchte Anstiftung zum Mord, denn: Erstens fiel der Elektrotechniker laut Staatsanwältin auf Betrüger herein, die einfach nur sein Geld kassierten - und zweitens las das FBI mit.

Scheidung und Obsorgestreit um das gemeinsame Kind hätten "zum Hass auf die Ex-Frau" geführt, beschreibt die Anklägerin. Darin liege das Motiv, die Mutter des Sohnes loszuwerden: "Es hat den Auftragsmord ganz genau geplant. Er hat die Adresse der Zielperson bekannt gegeben und ein Lichtbild geschickt."

Waffe wäre in Versteck

Sogar eine Waffe würde er bereit stellen, eine Pistole - die würde er in einem Waldstück vergraben, gekennzeichnet mit einem "X". 

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Die Suche im Darknet – auf einer Seite namens "Murder for hire" – fand 2020 statt, der Angeklagte soll auch in Kryptowährung dafür gezahlt haben. Als nichts passierte, habe der Angeklagte wohl gewusst, er sei auf Betrüger hereingefallen, betont die Staatsanwältin.

20 Monate später wurde der Mann jedoch festgenommen: Das FBI hatte die Chatprotokolle den österreichischen Behörden übermittelt.

Geständig, nicht schuldig

Vor der Polizei bestätigte der Wiener die Vorwürfe, im Gericht am Freitag nicht mehr: "Ich bin geständig, aber nicht schuldig. Ich habe den Auftrag zurückgezogen." Er sei bei der Einvernahme durch die Exekutive "so im Ausnahmezustand gewesen, ich hab' nur geweint." 

Das Detail ist aber wichtig: Hätte er den Auftrag zurückgezogen, wäre ein Freispruch im Zweifel für den Angeklagten drin, falls die Geschworenen das so sehen. Der Verteidiger moniert, dass das US-amerikanische FBI zudem nur Fragmente der Chats übermittelt habe.

Nur überredet

Und überhaupt, wendet der Angeklagte ein: Er sei ja nur ins Darknet gegangen, um sich eine Waffe zu besorgen -"für mich selbst. Ich wollte mir das Leben nehmen. Aber der Administrator hat auf mich eingeredet, er kann das auch anders lösen." 

"Es war also gar nicht Ihre Idee?", hakt der Richter nach. "Sie sagen das jetzt so. Aber die Korrespondenz schaut anders aus."

Doch der Angeklagte bleibt dabei: "Der Administrator hat mich beeinflusst. Oder andere Leute im Forum". 

Das Urteil fällt Freitagnachmittag: Zwölf Jahre Haft, nicht rechtskräftig.

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