Bombenbastler: Viele Fragen bleiben offen

Kein terroristischer Hintergrund, kein rechtsextremer Hintergrund, kein Haftgrund. So lautet zumindest der derzeitige Stand der Ermittler: Jener 23-jährige Kärntner, in dessen Wiener Hotelzimmer und Völkermarkter Wohnung Rohrbomben gefunden wurden, bleibt vorerst auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft, die gegen die Freilassung berufen könnte, wartet derzeit auf Akteneinsicht.
Von "Osterböllern" wie in den ersten Polizei-Aussendungen und -Stellungnahmen sprachen die Ermittler zwar am Montag nicht mehr, immerhin waren in den Rohrbomben Nägel eingesetzt worden. Warum nach den Einvernahmen des 23-Jährigen Monteurs ein terroristischer oder rechtsextremer Hintergrund ausgeschlossen wird, wollten die Wiener Verfassungsschützer, die die Befragungen durchgeführt haben, jedoch nicht kommentieren. Ebenso wie die Frage, die der ehemalige Grün-Abgeordnete Karl Öllinger auf Facebook gestellt hatte, welches Motiv der Mann wohl hatte, eine Rohrbombe von Kärnten nach Wien zu transportieren.
Auskünfte gab es lediglich von Kärntner Seite, die am Wochenende mit den Hausdurchsuchungen und Recherchen in den Bezirken Völkermarkt und Klagenfurt Land beschäftigt war. "Wir haben die Familienverhältnisse durchleuchtet und die Hausdurchsuchung durchgeführt. Es gibt keinen Migrationshintergrund, keinen Bezug zu Rechtsextremismus", sagt der Leiter des Kärntner Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Helmut Mayer.
Ein Zusammenhang mit Böller- oder sonstigen bisher ungeklärten Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte in Kärnten sei laut Mayer "reines Fabulieren".
Fenster durchlöchert
Zwei Angriffe mit Böllern auf Flüchtlingsheime sind in Kärnten aktenkundig: eines in Großkirchheim im August 2015; dabei wurden die Eigentümer – ein Ehepaar – leicht verletzt. Und eine Attacke auf das Quartier für unbegleitete Flüchtlinge in Feistritz/Drau im Feber 2016. Dazu kommt ein ungeklärter Vorfall bei der Siriushalle in Klagenfurt, wo Einschläge in einem Fenster registriert wurden. "Wir haben kein Projektil gefunden. Daher ist unklar, ob mit einer Waffe geschossen wurde", betont Polizeisprecher Rainer Dionisio.
Wie indes aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Grünen Justizsprechers Albert Steinhauser durch das Innenministerium hervorgeht, steigt die Zahl der rechtsextremen und rassistischen Aktivitäten in Österreich rasant: 1156 Tathandlungen wurden im Jahr 2015 registriert, das sind um 54 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
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